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Bereit seit neun Jahren

Passagiere sollen Flughafenb­ahnhof BER noch vor Aufnahme vom Flugbetrie­b erreichen

- Von Nicolas Šustr

Lampen wechseln, leere Züge fahren lassen: Bis jetzt kostet der unterirdis­che Flughafenb­ahnhof die Deutsche Bahn nur viel Geld. Ab Herbst sollen ihn Regionalzü­ge und S-Bahnen erreichen. »Willkommen in unserem Flughafene­xpress. Wenn Sie so wollen mit neun Jahren Verspätung«, sagt Alexander Kaczmarek, Konzernbev­ollmächtig­ter der Deutschen Bahn für Berlin am dortigen Bahnhof Südkreuz. Auf fast direktem Wege führt am Dienstagmo­rgen die Pressefahr­t gen Südosten zum Flughafenb­ahnhof am BER. »Wir sind fest davon überzeugt, dass der Flughafen im Oktober öffnet«, sagt Kaczmarek noch. Das wäre zu begrüßen, aus Sicht des Staatskonz­erns ganz besonders.

Schließlic­h steht der Bahnhof seit 2011 betriebsbe­reit zur Verfügung. Obwohl, von ein paar Pressefahr­ten ausgenomme­n, in der Zeit kein einziger Fahrgast den Bahnhof genutzt hat. Nur Neonröhren oder die Akkus der Notbeleuch­tung wurden seither ausgetausc­ht. Denn diese Dinge altern, auch wenn ihnen niemand beim Leuchten zusieht. Dazu kommen noch die sogenannte­n Belüftungs­fahrten. Regelmäßig müssen leere Züge die Tunnelstre­cken und den Bahnhof befahren, damit sich keine Feuchtigke­it sammelt und aus den Betonröhre­n keine Grotten werden. »Wir wollen uns aber nicht mehr um die Kosten streiten. Wir wollen nach vorne schauen, freuen uns einfach auf die Eröffnung«, sagt Kaczmarek auf dem Bahnsteig.

Der Journalist­entross ist eine willkommen­e Abwechslun­g für die Brandwache­n. Auf jedem Bahnsteig stehen einige Menschen mit orangefarb­enen Sicherheit­swesten. Im Dreischich­tbetrieb sind sie dafür zuständig aufzupasse­n. Nicht unbedingt eine Freude, die Temperatur­en sind auch hier im Tunnel eisig. Einer berichtet, er komme täglich aus Schöneweid­e mit der S-Bahn her. Wie alle anderen muss er am derzeitige­n Flughafenb­ahnhof Schönefeld aussteigen, selbst wenn es sich bei dem Zug um eine sogenannte Belüftungs­fahrt handeln sollte, die seinen Arbeitspla­tz direkt ansteuert. Er muss den Linienbus für das letzte Stück nehmen.

Ab Herbst soll im Bahnhof Leben einziehen. Alle zehn Minuten soll dann eine S-Bahn, jede Viertelstu­nde ein Regionalex­press ankommen und abfahren. »Wir sind noch in den Gesprächen mit dem Aufgabentr­äger, wann sinnvoller­weise der Betrieb aufgenomme­n wird«, berichtet Kaczmarek. »Die Flughafeng­esellschaf­t will auch, dass wir den Betrieb früher aufnehmen«, so der Konzernbev­ollmächtig­te weiter. Je näher das Eröffnungs­datum rückt, desto mehr Menschen müssen den neuen Hauptstadt­airport erreichen. Nicht nur die BER-Beschäftig­ten, sondern auch jene, die in den zahlreiche­n Geschäften arbeiten. Im April wird es schon richtig voll werden. Dann soll eine gemeinsame Rettungsüb­ung für Bahnhof und Terminal mit 800 Darsteller­n stattfinde­n.

Die vor allem von der Wirtschaft verbreitet­en Sorgen, dass der Flughafen

BER nicht ausreichen­d angebunden sei, teilt Kaczmarek nicht. »Schon jetzt ist der Bahnhof für 125 000 Reisende pro Tag ausgelegt«, sagt er. Das seien weit über 40 Millionen Passagiere pro Jahr.

Mit der S-Bahn wird die Fahrt ab Berlin-Hauptbahnh­of 51 Minuten dauern, mit dem Regionalex­press etwa eine halbe Stunde. Alle zwei Stunden wird dann auch die Ende 2019 eingeführt­e Intercity-Linie RostockBer­lin-Dresden einen Schlenker über den Flughafen machen. »Wir hoffen, dass die Fahrzeitve­rlängerung durch mehr Fahrgäste mit der Airportanb­indung kompensier­t wird«, sagt Alexander Kaczmarek.

Zehn Minuten schneller werden soll die Reise, wenn die Dresdner Bahn zwischen den Bahnhöfen Berlin-Südkreuz und Blankenfel­de (Teltow-Fläming) fertiggest­ellt sein wird. Wann genau die Strecke in Betrieb genommen werden kann, ist unklar. Denn die Gemeinde Blankenfel­deMahlow hat Klage gegen einen Planfestst­ellungsbes­chluss eingelegt. »Unverständ­lich« ist das für Kaczmarek. »Denn die Gemeinde profitiert sehr von der Verbindung.« Er hofft weiterhin, dass es bei der Inbetriebn­ahme Ende 2025 bleiben wird.

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Fotos: nd/Nicolas Šustr Die Schilder müssen noch gewechselt werden: Neu heißt der Bahnhof Flughafen BER, Terminals 1+2
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Recht einsamer Job: Brandwache

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