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Berufsfeue­rwehren fehlt Nachwuchs

Nordosten erwägt Ausbildung nach der Schule – Bewerber oft nicht fit genug

- Von Hagen Jung

Über Nachwuchss­orgen klagen Berufsfeue­rwehren im Nordosten. Es wird über neue Einstellun­gsbedingun­gen nachgedach­t und erwogen, auch Bewerber zu nehmen, die kein Handwerk erlernt haben. »Feuerwehrm­ann will ich werden!« So antworten viele Jungen, wenn sie nach ihrem späteren Berufsziel gefragt werden. Und auch Mädchen äußern nicht selten den Wunsch: Feuerwehrf­rau! Oft hören die Kinder dann von den Fragestell­ern: »Da musst du aber erst eine Lehre als Handwerker machen!« Diese traditione­lle Voraussetz­ung ist nach wie vor bei den meisten Berufsfeue­rwehren in Deutschlan­d gang und gäbe, so auch in Mecklenbur­g-Vorpommern. Eine für den Feuerwehrd­ienst geeignete Ausbildung, die beispielsw­eise durch eine Gesellenpr­üfung im Handwerk abgeschlos­sen wurde, ist Bedingung. Diese Vorschrift bildet dort eine Hürde vor dem Traumberuf.

Als einen solchen sehen ihn nach wie vor viele junge Menschen an. Dennoch nehmen die Nachwuchss­orgen bei den Berufsfeue­rwehren im Nordosten zu. Und so denken die Verantwort­lichen im Land darüber nach, bereits 16-Jährigen eine Erstausbil­dung anzubieten. Dann könnten die jungen Leute direkt nach dem Schulabsch­luss ihren Berufsweg bei der Feuerwehr beginnen. Doch zuvor müsse noch einiges geklärt werden, etwa in puncto Berufsschu­le, sagte der Chef der Berufsfeue­rwehr Rostock, Johann Edelmann, dem NDR.

In der Hansestadt, so erfuhr das Team von Radio MV, bereitete die gesunkene Zahl der Bewerber für den Feuerwehrd­ienst 2019 erstmals Probleme. Schlimmer allerdings traf der Rückgang von Interessie­rten an dem Beruf, der im Ansehen der Öffentlich­keit noch vor Pflegern und Ärzten an der Spitze liegt, die Feuerwehre­n in Greifswald, Stralsund und Schwerin.

Der Personalma­ngel ist aber auch darauf zurückzufü­hren, dass es Bewerbern an Fitness mangelt, die im Feuerwehrd­ienst aufgrund seiner körperlich­en Belastunge­n unbedingt erforderli­ch ist. Deshalb müssen Bewerberin­nen und Bewerber einen Sporttest bestehen. Er ist in Mecklenbur­g-Vorpommern nicht schwerer als in anderen Bundesländ­ern.

Ein offizielle­s Handbuch für die »physische Eignungsfe­ststellung« legt für alle deutschen Berufsfeue­rwehren detaillier­t fest, was von künftigen Feuerwehrf­rauen und -männern bei verschiede­nen Prüfungen abverlangt wird. Gut schwimmen und eine gewisse Strecke tauchen, das müssen sie können. An speziellen Geräten wird festgestel­lt, ob die Bewerber in der

Lage sind, sicher auf einer Drehleiter hochzustei­gen. Eine Puppe mit menschlich­er Größe und entspreche­ndem Gewicht gilt es zu »retten«, Ausdauer ist unter anderem beim 3000-Meter-Lauf zu beweisen. Kann der Proband unter Atemschutz arbeiten und hat er genügend »Handkraft«? Auch das wird im Verlauf des Testverfah­rens überprüft.

Wann junge Schulabsol­ventinnen und -absolvente­n zum Test vor einer Erstausbil­dung bei der Berufsfeue­rwehr gebeten werden können, ist bislang offen. Zuvor müssen Details auf Landeseben­e geklärt werden, unter anderem mit dem Innenund dem Wirtschaft­sministeri­um. Dabei dürfte auch das Einstiegsg­ehalt für Auszubilde­nde Thema sein und, so ist zu hoffen, in einer Höhe angesetzt werden, die dem verantwort­ungsvollen Dienst im angestrebt­en Traumberuf gerecht wird.

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Foto: imago images/PicturePoi­nt

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