Geld & Versicherung
Komfortzone Lebensversicherung
Der richtige Schutz für das neue Jahr
Die Versicherten in Deutschland können sich auf eine weiter sinkende Verzinsung ihrer Lebens- und Rentenversicherungen einstellen. Lohnt sich da noch der Abschluss eines neuen Vertrages?
Lebensversicherung – das klingt für viele, vor allem ältere Verbraucher immer noch verheißungsvoll. Die »Kapitallebensversicherung« war lange das beliebteste Geldanlageprodukt in der Bundesrepublik. Doch Minuszinsen und immer niedrigere Garantien haben den Klassiker der privaten Altersvorsorge in die Jahre kommen lassen.
Ohnehin war die Lebensversicherung schon zu Hochzeiten als Geldanlage umstritten. Kritiker bemängelten die Vermischung von Sparen und Versicherungsschutz. Die kapitalbildende Lebensversicherung verbindet nämlich einen Sparvorgang mit einer Versicherungsleistung, die im Todesfall fällig wird. Letzteres lässt sich mit einer Risikolebensversicherung preiswert absichern.
Die wirtschaftlichen Nachteile der Kapitallebensversicherung (KLV) lägen insbesondere in deren Undurchsichtigkeit begründet, klagten Verbraucherschützer. So versteckten die Versicherungsunternehmen ihre hohen Abschluss- und Verwaltungskosten vor den Kunden. Dabei zahlten letztlich die Verbraucher diese Prämien.
Tatsächlich waren Lebensversicherungen im Vertrieb der Unternehmen,
bei Maklern und selbstständigen Finanzagenturen sehr beliebt, eben weil sie hohe Provisionen abwarfen. Den Versicherten drohten zudem »enorme Verluste«, wenn sie vorzeitig aus einem Vertrag ausstiegen, wie die bekannte Verbraucherexpertin Edda Castello. Sie wetterte jahrzehntelang gegen das populäre Produkt – und behielt Recht: In der Wirklichkeit wurde zeitweise jeder zweite Vertrag vorzeitig gekündigt. Was für Versicherte ein erhebliches Minus bei der Rendite mit sich brachte.
Enorme Verluste
Castellos Kritik ist aktuell geblieben. Zudem haben sich die Rahmenbedingungen noch verschlechtert. Die Politik strich in mehreren Schritten die Steuervergünstigungen, um die KLV mit Investmentfonds und Banksparplänen gleich zu stellen. Und die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank seit der Finanzkrise hat die Renditen geschrumpft. Versicherer sind nun mal stark von (sicheren) Anleihen abhängig, in denen im Branchenschnitt über 80 Prozent des Kapitals stecken. Deren Zinsniveau ist jedoch deutlich niedriger als früher.
Als Antwort senkte das zuständige Bundesfinanzministerium wiederholt den Garantiezins, den Versicherer ihren Kunden als Mindestverzinsung zusagen müssen. Als Werbeargument war der Garantiezins (»Höchstrechnungszins«) lange fast unschlagbar – als er noch 3 bis 4 Prozent betrug. Mittlerweile beträgt die garantierte Verzinsung allerdings nur noch 0,90 Prozent.
Die Unternehmen erwirtschaften im Regelfall eine höhere Rendite, die teilweise an die Kunden weitergegeben werden muss. Diese »Überschussbeteiligung« (einschließlich Garantiezins) wird 2020 bei den 40 größten Lebensversichern auf 2,23 Prozent sinken, ergab eine Umfrage des »Hamburger Abendblattes«.
Diese Überschussbeteiligung gibt es jedoch nur auf den sogenannten Sparanteil. Das sind, je nach Unternehmen, nur 90 bis 75 Prozent der eingezahlten Beiträge. Der Rest wird für Verwaltungs-, Risiko- und Abschlusskosten sowie für den Gewinn genutzt. »Es lohnt sich nicht mehr, klassische Lebens- und Rentenversicherungen neu abzuschließen«, lautet das Fazit des unabhängigen Internetportals »Finanztip«. Das liege an den niedrigen Zinsen und hohen Kosten.
Die Versicherungswirtschaft hat auf die Krise der klassischen Lebensversicherung reagiert, und wirft laufend neue Produkte auf den Markt. Zu einem Renner wurden Rentenpolicen mit hohem Einmalbeitrag. Zielgruppe sind finanzstarke Ü60-Kunden. An jüngere Kunden verkauft die Branche erfolgreich »fondsgebundene« Lebensversicherungen, bei denen das Geld großteils in Investmentfonds und Aktien angelegt wird.
Ein Unterschied zur klassischen Lebensversicherung liegt darin, dass es bei der fondsgebundenen Variante keinen Garantiezins gibt. Eine neuere Variante davon ist die Indexpolice. Dabei verwenden die Versicherer
die über die Garantien hinaus erwirtschafteten Überschüsse, um den Vertrag an der Entwicklung eines Aktienindizes zu beteiligen.
Beide Produktarten – Rente gegen Einmalbeitrag und fondsgebundene Lebensversicherung – können für Sparer im Einzelfall interessant sein. So bieten sie einen gewissen Komfort: Ist der Vertrag unterschrieben, muss man sich eigentlich um nichts mehr kümmern. Grundsätzlich rate ich allerdings von den meisten Produkten dieser Art aufgrund der hohen Kosten ab.
Eine kostengünstigere Alternative ist die direkte Geldanlage in Investmentfonds. Auch »Riester« und betriebliche Altersvorsorge als Rentenversicherung können – aufgrund der staatlichen Förderung – zweckmäßig sein, solange die Kosten des gewählten Produktes niedrig sind.
Unübersichtliche Vielfalt
Die Vielfalt wird weiter zunehmen, für Verbraucher wird der Markt immer unübersichtlicher. Um Durchblick bemüht sich die Produktinformationsstelle Altersvorsorge (PIA). Im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen nimmt sie eine ChancenRisiko-Bewertung der wichtigsten Altersvorsorgeprodukte vor. Zudem gibt PIA (www.produktinformationsstelle.de) die Berechnungsmethodik für die effektiven Kosten vor, die in den »Produktinformationsblättern« aufgeführt werden.
Diese Produktinformationsblätter müssen Versicherer möglichen Kunden zur Verfügung stellen. In ihnen sind wichtige Informationen aufgeführt, die einen Vergleich mit anderen Anbietern erleichtern sollen.