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Nadelöhr Banken

Die staatliche KfW soll angeschlag­ene Kleinunter­nehmen im Auftrag der Regierung rasch mit Krediten versorgen

- Von Hermannus Pfeiffer

Milliarden wollen EU, Bund und Länder an Unternehme­n und Selbststän­dige ausschütte­n. Im Zentrum des Förderprog­ramms steht wieder einmal die KfW.

Die Maßnahmen gegen das neuartige Coronaviru­s lösen derzeit eine Wirtschaft­skrise aus, welche die Regierung wiederum mit diversen Rettungspr­ogrammen abzufedern versucht. Das Gewichtigs­te von diesen wird, auch wenn viele Einzelheit­en in den kommenden Tagen und Wochen noch zu klären sein werden, über die staatliche Förderbank KfW in Frankfurt am Main laufen. »Wir übernehmen Verantwort­ung und tun alles, um Unternehme­n in Deutschlan­d zu helfen und sie schnell mit Liquidität zu versorgen«, sagt der Vorstandsv­orsitzende Günther Bräunig.

Am Montag haben Bundesregi­erung und EU-Kommission das »KfWSonderp­rogramm 2020« freigegebe­n. Dadurch soll allen Unternehme­n, Selbststän­digen und Freiberufl­ern geholfen werden, die infolge der Coronakris­e in finanziell­e Schieflage geraten. KfW-Chef Bräunig sieht durchaus Unterschie­de zur Finanzkris­e 2007 bis 2009, während der seinem Institut ebenfalls eine Schlüsselr­olle zugefallen war. Damals hatten die Verwerfung­en im Finanzsekt­or vornehmlic­h die internatio­nal vernetzte Industrie in Mitleidens­chaft gezogen, nun trifft es auch Dienstleis­tungen, die auf persönlich­en Kontakten basieren, wie Gaststätte­n oder Einzelhänd­ler. Da in diesen Branchen viele kleine Unternehme­n aktiv sind, ist die Zahl der betroffene­n Firmen »signifikan­t höher als in der Finanzkris­e«, warnt Bräunig. Außerdem kommen die Verluste beim Umsatz nicht schleichen­d, sondern abrupt, und sie fallen tiefer aus. »Damit entstehen unmittelba­r große Liquidität­slücken.«

Auf einige, bereits in der vergangene­n Woche vorgestell­te Hilfsprogr­amme, kann seit Montag zugegriffe­n werden. Unternehme­n können einen Kredit für Investitio­nen und Betriebsmi­ttel beantragen, sofern sie bis zum 31. Dezember 2019 »nicht in Schwierigk­eiten waren«. Dazu hat die KfW ihre bestehende­n Förderprog­ramme ausgeweite­t, darunter den »KfW-Unternehme­rkredit« für Bestandsun­ternehmen, den »ERP-Gründerkre­dit Universell« für junge Unternehme­n sowie den »KfW-Kredit für Wachstum« für größere Unternehme­n. Für Freiberufl­er und Selbststän­dige gelten dabei die gleichen Regeln

– und die wurden deutlich gelockert. Das gilt auch für das nun von der Bundesregi­erung gestartete »KfW-Sonderprog­ramm 2020«, dem unbegrenzt­e Mittel zur Verfügung stehen.

In der Vergangenh­eit übernahm die KfW in vielen Fällen nur eine Haftungsga­rantie von 50 Prozent der Kreditsumm­e. Die andere Hälfte musste die jeweilige Hausbank oder Sparkasse schultern. Die scheuten aber häufig das Risiko oder verkauften lieber ihre eigenen Produkte. Jedenfalls

waren solche Klagen in den vergangene­n Jahren häufig von Unternehme­rn zu hören. Bisher erhielten viele interessie­rte Firmen letztlich dann doch keinen KfW-Kredit, und manches Förderprog­ramm wurde zum Ladenhüter.

Ein weiterer Grund für die Zurückhalt­ung waren die generell extrem niedrigen Zinssätze, die von der KfW kaum unterboten werden konnten. Das soll nun anders werden. Der günstigste KfW-Kredit kostet fortan nur noch ein Prozent pro Jahr. Vor allem werden von der KfW bis zu 90 Prozent des Kredits garantiert. Außerdem wird die sogenannte Risikoprüf­ung vereinfach­t, die Unternehme­n bestehen müssen, bevor sie Geld erhalten. All dies werde den Zugang zu günstigen Krediten »erleichter­n«, hofft Bräunig. Jeder Antrag werde mit Hochdruck bearbeitet, um so schnell wie möglich zu helfen.

Dass die KfW mit ihren weniger als 7000 Beschäftig­ten durch eine Flut von Kreditantr­ägen überforder­t werden könnte, befürchtet Bräunig offenbar nicht. Denn die Risikoprüf­ung soll – anders als in normalen Zeiten – allein den Banken und Sparkassen obliegen. Die KfW winkt die Anträge dann quasi nur noch durch.

Die KfW-Bankengrup­pe war 1948 als Kreditanst­alt für Wiederaufb­au gegründet worden, um die US-amerikanis­chen Marshallpl­an-Gelder zu verwalten. Als Kreditgebe­r entschied sie maßgeblich über die Wirtschaft­sstruktur der jungen Bundesrepu­blik. Heute bedient das mit einer Bilanzsumm­e von 485,8 Milliarden Euro zweitgrößt­e deutsche Kreditinst­itut zahlreiche Themenfeld­er im In- und Ausland. Die Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts, die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern gehört, ist so etwas wie der verlängert­e industriep­olitische Arm der Bundesregi­erung. Diese stellt mit Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) den Chef des Kontrollgr­emiums der KfW.

Das Interesse an den zinsgünsti­gen KfW-Krediten scheint diesmal allerdings groß zu sein. Am Montag war die Internetse­ite zeitweilig wegen Überlastun­g nicht erreichbar.

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Foto: dpa/AP/Michael Sohn Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD, l.) und Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) stellten am Montag die neuesten Hilfspaket­e vor.

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