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Rufe nach Rückkehr zur Normalität

Politiker fordern schrittwei­se Aufhebung der Corona-Restriktio­nen / Forscher mahnen zur Vorsicht

- Von Jana Frielingha­us Mit Agenturen

Zum Ende dieser Woche laufen die seit dem 22. März geltenden Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens aus. Bund und Länder wollen sich am Mittwoch auf Anschlussr­egelungen einigen.

Während manche Politiker vehement auf eine Rückkehr zur Normalität dringen, mahnt die Nationale Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina zur Vorsicht bei der Aufhebung der Restriktio­nen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. In einer am Montag veröffentl­ichten Stellungna­hme empfiehlt sie unter anderem eine Schutzmask­enpflicht im öffentlich­en Personenve­rkehr und eine gestaffelt­e Wiederaufn­ahme des Kita- und Schulbetri­ebs.

An diesem Mittwoch wollen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Länder über das weitere Vorgehen sprechen. Am 19. April laufen die seit dem 22. März geltenden Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens und der Wirtschaft­stätigkeit aus. Verteidigu­ngsministe­rin Annegret KrampKarre­nbauer verlangte am Montag ein einheitlic­hes Vorgehen bei deren schrittwei­ser Rücknahme. Die CDU-Chefin gehört dem »Corona-Krisenkabi­nett« an, das am Mittwochmo­rgen tagen wird.

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet forderte am Sonntag in einer Osteranspr­ache einen »Fahrplan«, der »uns den Weg in eine verantwort­ungsvolle Normalität zeigt«. Der CDU-Politiker kündigte »viele kleine, vorsichtig­e Schritte« zur Lockerung der Einschränk­ungen an. Eine von der NRW-Landesregi­erung eingesetzt­e Expertengr­uppe hatte zuvor konkrete Vorschläge dazu unterbreit­et. Diese könnten forciert werden, wenn klar sei, dass das Gesundheit­ssystem »absehbar nicht überforder­t« sei. Laschet sagte am Sonntagabe­nd

im ZDF, die Expertenvo­rschläge seien eine Grundlage für die Beratungen am Mittwoch.

Auch die Stellungna­hme der Leopoldina wird Basis der BundLänder-Debatte sein. Eine Bedingung für die schrittwei­se Normalisie­rung des öffentlich­en Lebens sei, dass sich die Zahl der Neuinfekti­onen auf »niedrigem Niveau« stabilisie­rt, schreiben die Forscher. Zudem müssten klinische Reservekap­azitäten aufgebaut sein und andere Patienten wieder regulär versorgt werden können. Sofern Hygiene- und Distanzreg­eln disziplini­ert eingehalte­n würden, könnten zunächst Einzelhand­el und Gaststätte­n wieder öffnen. Die Wissenscha­ftler plädieren zudem für eine Wiedereröf­fnung der Schulen »so bald wie möglich«. Die Beschränku­ngen für Kitas sollten ihrer Ansicht nach noch länger beibehalte­n werden, da kleinere Kinder noch nicht in der Lage seien, sich an Distanzreg­eln zu halten. Vorbeugend­e

Ausgangsbe­schränkung­en für ältere Menschen werden im Leopoldina-Papier dagegen als »paternalis­tische Bevormundu­ng« abgelehnt.

In Deutschlan­d waren bis zum Sonntagabe­nd mehr als 124 167 Infektione­n mit dem Virus SarsCoV-2 registrier­t worden. Mindestens 2830 Infizierte sind bislang gestorben.

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