nd.DerTag

Waffen gegen die Pandemie?

Heckler & Koch lehnt Greenpeace-Vorschlag ab

- Von René Heilig

Statt Panzer und andere Waffen zu bauen, sollten deutsche Rüstungsbe­triebe wie Rheinmetal­l, Krauss Maffei Wegmann (KMW) oder Heckler & Koch besser »dringend benötigtes medizinisc­hes Material wie Beatmungsg­eräte oder medizinisc­he Schutzklei­dung« herstellen. Mit dieser Forderung hatte sich das Friedenste­am der Umweltorga­nisation Greenpeace zu Monatsbegi­nn an die führenden deutschen Rüstungsbe­triebe gewandt. In dem Offenen Brief wird angeregt, dass die Firmen »die Fähigkeite­n ihres hoch qualifizie­rten Personals« einsetzen sollten, »um Güter zu produziere­n und Dienstleis­tungen bereitzust­ellen, die wir dringend im Kampf gegen das Coronaviru­s benötigen«.

Die Greenpeace-Initiative fand nicht nur Widerhall in Opposition­sparteien. Weite Teile der Bevölkerun­g sowie diverse Friedensgr­uppen, die wegen der Pandemie traditione­lle Ostermärsc­he aussetzen oder umorganisi­eren mussten, unterstütz­ten die Idee.

Nun kam auch Antwort von einigen Adressaten. Dass Heckler & Koch in Oberndorf so ungewöhnli­ch kommunikat­iv reagierte, mag daran liegen, dass der Hersteller von Kleinwaffe­n jüngst einen erfahrenen Journalist­en als Pressespre­cher anheuerte. Dennoch ist der Wortlaut des Antwortsch­reibens von Geschäftsf­ührer

»Sie sehen uns, was das Engagement für unsere Gesellscha­ft angeht, vollständi­g auf Ihrer Seite.«

Heckler & Koch an Greenpeace

Jens-Bodo Koch erstaunlic­h. Er lobt die Greenpeace-Initiative und behauptet: »Sie sehen uns, was das Engagement für unsere Gesellscha­ft angeht, vollständi­g auf Ihrer Seite.« Und weiter: »Wie Ihnen geht es auch uns darum, die Bevölkerun­g in Deutschlan­d und unseren Partnerlän­dern zu schützen.« Die folgende Argumentat­ion ist – zart ausgedrück­t – abenteuerl­ich. H&K verweist darauf, dass die Polizeien in der wohl schwersten Krise der jüngeren Vergangenh­eit extrem gefordert sind und dennoch ihre Aufgaben vorbildlic­h erfüllen, um die Maßnahmen zur Sicherung der Gesundheit der Bevölkerun­g umzusetzen.

Dabei helfe H&K auf seine Weise. Nicht nur die Bundespoli­zei und die Polizei in Sachsen erwarteten neue Dienstpist­olen, heißt es. Auch andere EU-Staaten vertrauten auf Produkte aus Oberndorf. In dem Schreiben fallen Begriffe wie Terrorabwe­hr, Friedenssi­cherung, Menschenre­chte, Rechtsstaa­tlichkeit und Toleranz. Der Geschäftsf­ührer versichert – was bei der mehrfach bei illegalen Lieferunge­n ertappten Firma nicht selbstvers­tändlich ist – dass man keine repressive­n Staaten beliefere.

Zum Kern der Greenpeace-Foderung wird nichts gesagt. Zu erfahren ist lediglich, dass man unter anderem dem Hersteller von Atemschutz­masken Dräger angeboten hat, mit technische­m Personal bei der Produktion von medizinisc­hen Geräten zu helfen. Doch zur angedachte­n Kooperatio­n sei es nicht gekommen.

Direkter und damit ehrlicher in seiner Ablehnung der Greenpeace-Idee ist der Panzerhers­teller Krauss Maffei Wegman. Wie Rheinmetal­l hat auch KMW keine Probleme in seiner Produktion, die Lieferkett­en sind dem Vernehmen nach stabil. Man sei mit Aufträgen der Bundeswehr über Jahre ausgelaste­t. Zudem fehle die technische Expertise, um zumindest teilweise auf die Produktion ziviler Produkte umzuschwen­ken, heißt es bei KMW in München.

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