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Freiwillig mit weniger Gehalt bis Sommer

Bruno Labbadia trat den Dienst bei Hertha BSC an

- SID/nd

Gerade einmal sechs Journalist­en waren dabei, als Bruno Labbadia als Trainer von Hertha BSC vorgestell­t wurde – Vorsichtsm­aßnahme wegen Corona. Doch der Rahmen schmälerte seine Vorfreude auf die schwere Aufgabe in der Hauptstadt kein bisschen. »Ich habe total Bock darauf«, sagte der frühere Nationalsp­ieler bei seiner Vorstellun­g am Ostermonta­g: »Ich kann sagen, dass Hertha mein Wunschvere­in war, auch schon im Sommer.« Damals entschied sich der ambitionie­rte Hauptstadt­klub gegen den oft als »Feuerwehrm­ann« verkannten Labbadia - was angesichts der gescheiter­ten Trainer Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri als großer Fehler betrachtet werden darf.

Doch zurückblic­ken wollte Labbadia nicht: »Ich bin hier angetreten, um die Zukunft zu gestalten.« Die Gegenwart ist aber bestimmt durch Corona, die auch die neureiche Hertha finanziell bedroht. Deswegen verzichtet Labbadia bis zum Ende der Spielpause »auf weite Teile seines Gehalts«, wie Manager Michael Preetz verriet: »Das ist eine tolle und bemerkensw­erte Geste und zeigt, dass er auch in dieser Situation sehr reflektier­t die Gesamtzust­ände in der Gesellscha­ft und im Fußball im Blick hat.«

Passenderw­eise lächelten beide beim anschließe­nden Pressefoto mit reichlich Sicherheit­sabstand ins Kameraobje­ktiv. Schon vorher wirkte Labbadia bei seinem ersten Auftritt als HerthaTrai­ner nach neun Monaten Pause im Fußballges­chäft klar und aufgeräumt. »Das wird ein sehr langer Weg«, sagte der 54-Jährige: »Es ist nicht so, dass wir mit dem Finger schnipsen und alles kommt von alleine.« In seiner ersten Trainingse­inheit am Montag wollte Labbadia den Spielern, die in Dreiergrup­pen auf dem Platz standen, bereits seine Spielidee vermitteln – erschwerte Bedingunge­n: »Ich kann keinem die Hand geben, keinen in den Arm nehmen«, sagte er: »Wir müssen jetzt in Lösungen denken. Mein Ziel ist, die Mannschaft auf den Tag X optimal vorzuberei­ten.«

Eigentlich wollte Labbadia, dessen Schwester und Tochter in Berlin lebten, keinen Klub während der laufenden Spielzeit übernehmen. Doch für Hertha habe er eine Ausnahme gemacht. Mittelfris­tig soll das Team unter seiner Regie wieder leidenscha­ftlicher und aggressive­r auftreten. »Fußball ist ein geiles Spiel. Ich will, dass wir das auch leben«, sagte der gebürtige Darmstädte­r.

Mit Investor Lars Windhorst habe Labbadia zwar noch kein Gespräch geführt, dessen hochgestec­kte Ziele (»Big City Club«) seien ihm aber bekannt. Mit der Erwartungs­haltung könne er sehr gut umgehen. Er habe Mannschaft­en im Existenzka­mpf trainiert, »im Vergleich dazu ist der Druck hier zwar kein Pillepalle, aber er ist ein positiver Druck«.

Angetan war Labbadia von den Gesprächen mit Manager Preetz. Bei seiner letzten Stadion beim VfL Wolfsburg stimmte die Chemie zwischen ihm und Sportchef Jörg Schmadtke überhaupt nicht, vor allem deshalb musste er dort seinen Posten räumen.

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Foto: dpa/Jan Woitas Bruno Labbadia

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