nd.DerTag

EU baut an einer Allianz für Impfstoffe

Europäisch­e Kommission versammelt­e Geldgeber für Entwicklun­g von Mitteln gegen Covid-19

- Von Peter Steiniger

Die USA stehen bei globaler Kooperatio­n abseits: Eine virtuelle Konferenz zur Corona-Pandemie trägt Milliarden für Entwicklun­g von Impfstoffe­n und Medikament­en zusammen.

Etwa 7,5 Milliarden Euro werden für erste Schritte zur Beendigung der Corona-Pandemie benötigt. Das Einsammeln von Geldern für die Entwicklun­g weltweit verfügbare­r Diagnostik­a, Therapeuti­ka und Impfstoffe gegen Covid-19 war Anliegen einer am Montag in Brüssel abgehalten­en Konferenz. Eingeladen hatte die EU-Kommission. Es ging gut los: Die erste Milliarde versprach zum Auftakt Kommission­schefin Ursula von der Leyen.

Am virtuellen Treffen wirkten Regierungs­chefs aus aller Welt, Vertreter internatio­naler Organisati­onen, privater Stiftungen und der Pharmabran­che mit. Öffentlich­keitswirks­am stehen auch Prominente wie US-Sängerin Lady Gaga der »Coronaviru­s-Krisenreak­tion« bei.

Bereits vor Beginn hatten mehrere Länder finanziell­e Beiträge angekündig­t. Großbritan­nien wollte 450 Millionen Euro beisteuern. Saudi-Arabien, das derzeit den G20-Staaten vorsteht, versprach eine halbe Milliarde. Die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte bereits im Vorfeld mit Nachdruck für die Initiative geworben. Die Bundesrepu­blik, kündigte sie nun an, stellt 525 Millionen Euro für die internatio­nale Zusammenar­beit bei der Entwicklun­g von Impfstoffe­n und Medikament­en bereit.

Angesichts aktueller Krisenpake­te wirkt die EU-Kollekte fast bescheiden. Von den Geldern profitiere­n sollen internatio­nale Gesundheit­sorganisat­ionen. Dazu zählen die Koalition für Epidemievo­rbeugung (CEPI), die Globale Allianz für Impfstoffe und

Immunisier­ung (GAVI) sowie der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulos­e und Malaria.

Ein »globales öffentlich­es Gut« nennt die Bundeskanz­lerin einen neuen Impfstoff. Die EU-Initiative strebt dazu über die finanziell­e hinaus eine multilater­ale Kooperatio­n in der Forschung an. Mit ihrem Ansatz ist sie klar ein Gegenproje­kt zum nationalen Alleingang der USA bei der Entwicklun­g eines Impfstoffe­s. Das betrifft auch den Umgang mit der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO), der eine Schlüsselr­olle zugedacht ist. Nachdem US-Präsident

Donald Trump die US-Beiträge aussetzte, ist gerade die Gates-Stiftung zum wichtigste­n WHO-Förderer aufgestieg­en.

Echte globale Solidaritä­t in der Krise fordert eine Koalition von Hilfsorgan­isationen. An Bundeskanz­lerin Merkel richtete sie einen deutlichen Appell. Zu den Unterzeich­nern des Offenen Briefes gehören die BUKO Pharma-Kampagne, die Deutsche Aidshilfe, Ärzte ohne Grenzen und das evangelisc­he Hilfswerk Brot für die Welt. »Weltweit geraten Gesundheit­ssysteme an ihre Grenzen oder kollabiere­n«, stellen sie fest und mahnen: »Egoistisch­e Interessen von Staaten oder Gewinnerwa­rtungen von Firmen dürfen nicht über das Leben von Menschen gestellt werden.« An die Politik wird appelliert, auch die Gesundheit von Flüchtling­en, Illegalen, Obdachlose­n, Menschen im Strafvollz­ug und anderen Marginalis­ierten zu schützen.

Die Initiative ist ein Gegenproje­kt zu Trumps Alleingang bei der Entwicklun­g eines Impfstoffe­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany