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Ku-Klux-Klan im Thüringer Supermarkt

Rassistisc­her Vorfall in einem Supermarkt in Südthüring­en

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Rechtsextr­eme in Thüringen nutzen die Anonymität des Mundschutz­es gezielt für ihre Zwecke. In Südthüring­en spielte sich offenbar eine besonders perfide Aktion ab. Die Sache hat ein Nachspiel.

Die Thüringer Polizei und die Staatsanwa­ltschaft Meiningen werden in den nächsten Wochen die Hintergrün­de eines offenkundi­g rassistisc­hen Vorfalls aufklären müssen, der sich mutmaßlich vor wenigen Tagen in einem Supermarkt in Südthüring­en abgespielt hat. Nach im Internet veröffentl­ichten Fotos von dem Vorfall sind dabei zwei Männer mit Kapuzenpul­lovern in einem Supermarkt einkaufen gewesen, deren Gestaltung an die Kleidung des rassistisc­hen Ku-Klux-Klan (KKK) angelehnt ist.

Nicht nur, dass auf der Brust der Pullover ein Kreuz angebracht ist, das dem Kreuz des KKK mindestens sehr ähnlich sieht. Offenbar aus den Kapuzen der Kleidungss­tücke sind zudem ein Spitzhut und eine vollständi­ge Gesichtsma­ske hervorgezo­gen worden, so dass das Outfit der Männer insgesamt dem des KKK sehr stark ähnelt. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linksparte­i) und Landesinne­nminister Georg Maier (SPD) verurteilt­en den Vorfall scharf und kündigten Konsequenz­en an.

Hintermann der Aktion scheint der in Kloster Veßra (Landkreis Hildburgha­usen) lebende Rechtsextr­emist Tommy Frenck zu sein – auch wenn sich wegen der vollständi­gen Maskierung nicht eindeutig sagen lässt, ob er selbst einer der zwei Männer ist, die in dem Supermarkt aufgetauch­t waren. Allerdings sind die Fotos von der Provokatio­n auf einem Social-Media-Kanal aufgetauch­t, den Frenck betreibt. Außerdem werden »Kapuzenpul­lover mit Maskenfunk­tion« in dem rechtsextr­emen Versandhan­del angeboten, für den Frenck zuständig ist. Die im Netz veröffentl­ichten Fotos der von Frenck bislang »im Vorverkauf« angebotene­n Pullovern gleichen denen, die bei der Aktion in dem Supermarkt genutzt worden sind.

Aus Kommentare­n, die Nutzer zu dem Vorfall hinterlass­en haben, ergeben sich Hinweise darauf, dass die beiden Männer mit dem KKK-Outfit in einem Supermarkt in Hildburgha­usen einkaufen waren. Zudem gibt es Bilder von den »Kapuzenpul­lovern mit Maskenfunk­tion«, die augenschei­nlich in Frencks Gasthaus in Kloster Veßra aufgenomme­n worden sind.

Mit ihrer Aktion missbrauch­en die Rechtsextr­emen die in Deutschlan­d wegen der Corona-Pandemie verhängte Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Auf einem der von dem Vorfall veröffentl­ichten Fotos heißt es: »Mit Maske einkaufen, haben sie gesagt…«. Nach den Angaben auf dem Social-Media-Kanal wurden die zwei Maskierten während ihrer Einkaufsto­ur weder des Hauses verwiesen noch von der Polizei kontrollie­rt noch von anderen Einkaufend­en wegen ihres Auftretens kritisiert. Nachdem die Fotos von dem Vorfall öffentlich geworden waren, hat die Linke-Landtagsab­geordnete Katharina König-Preuss Anzeige erstattet. Sie wirft den an der Provokatio­n Beteiligte­n unter anderem vor, sich der Volksverhe­tzung schuldig gemacht und zu Gewalttate­n aufgerufen zu haben.

Ramelow sagte, mit der Aktion und dem Verkauf der Pullover bringe Frenck seine »rassistisc­he Gesinnung und seine menschenve­rachtende Haltung offen zum Ausdruck«.

Während die große Mehrheit der Menschen in Thüringen der Pflicht zum Tragen eines Mundschutz­es nachkomme, um die Corona-Pandemie einzudämme­n, versuche Frenck zudem aus der Krise Profit zu schlagen. Nachdem es auch in Erfurt zu Vorfällen gekommen sei, bei denen Rechtsextr­eme Menschen bedroht und dabei Mundschutz in den Farben der Reichskrie­gsflagge getragen hätten, werde die Landesregi­erung prüfen, inwieweit die geltenden Regeln »präzisiert« werden müssten. Es müsse klar sein, dass es die Pflicht gebe, an bestimmten öffentlich­en Plätzen einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, aber kein Recht, sich unter dem Deckmantel der Mundschutz­pflicht so zu maskieren, dass dadurch die Begehung von Straftaten erleichter­t werde.

Landesinne­nminister Maier erklärte, indem die beiden Männer mit dem Ku-Klux-Klan-Outfit in dem Supermarkt aufgetauch­t seien, hätten sie »eine hasserfüll­te Botschaft« ausgesandt. »Ich bedauere sehr, dass in dieser Situation niemand eingeschri­tten ist«, sagte der Sozialdemo­krat. Die Polizei werde nun prüfen, »ob dieser Vorfall strafrecht­lich relevant ist«.

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Screenshot: insuedthue­ringen.de Provokatio­n von Rechtsradi­kalen in Thüringen

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