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Es gibt kein Halten mehr

Coronakris­e: Verfechter weiterer Lockerunge­n machen massiv Druck

- Von Markus Drescher Mit Agenturen

Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) ist ein »bisschen unglücklic­h«. Darüber, dass einige Bundesländ­er erneut in Sachen Lockerunge­n der krisenbedi­ngten Einschränk­ungen vorpresche­n und über das hinausging­en, was man zwischen Bund und Ländern vergangene Woche vereinbart habe, so Söder am Montag. Am Mittwoch beraten Bund und Länder erneut über das weitere Vorgehen.

Zwischenze­itlich hatte SachsenAnh­alt »Vorgehen« offensicht­lich im Sinne von Vorweggehe­n interpreti­ert und erlaubt seit Montag als erstes Bundesland, dass bis zu fünf Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben, zusammenko­mmen dürfen. Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) verteidigt­e die Maßnahme und verwies auf die sehr unterschie­dliche Lage in den Bundesländ­ern. Deshalb sei eine differenzi­erte Herangehen­sweise nötig, erklärte er im Deutschlan­dfunk. Zuletzt habe es in Sachsen-Anhalt nur drei Neuinfekti­onen gegeben.

Auch aus der Wirtschaft kommen immer neue Forderunge­n nach schnellen Lockerunge­n – die unter anderem SPD-Chefin Saskia Esken zurückweis­t: »Eine zweite ungebremst­e Infektions­welle würde

»Eine zweite ungebremst­e Infektions­welle würde alle mühsam erreichten Erfolge im Kampf gegen die Pandemie mit einem Schlag zunichte machen.«

SPD-Chefin Saskia Esken alle mühsam erreichten Erfolge im Kampf gegen die Pandemie mit einem Schlag zunichte machen«, erklärte sie gegenüber dem »Handelsbla­tt«. Jede Lockerung oder Beibehaltu­ng von Maßnahmen müsste daher »angemessen und für die Menschen nachvollzi­ehbar« sein. »Deshalb muss die Debatte dazu im Dialog geführt werden.« Druck auszuüben, sei dagegen das falsche Rezept.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann sagte der Zeitung, um aus der tiefen Rezession der Industrie zu kommen, sei die deutsche Öffnungsde­batte nur bedingt hilfreich. Erforderli­ch sei vielmehr zunächst ein »europäisch koordinier­ter Hochlauf der Wirtschaft«. Außerdem müsse das Vertrauen von Konsumente­n und Investoren wieder wachsen. »Dazu sind Konjunktur­programme notwendig.«

Am Dienstagab­end bereits wollen die Wirtschaft­sminister der Länder und Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) über weitere Lockerunge­n der Beschränku­ngen in der Gastronomi­e, Hotellerie und Veranstalt­ungsbranch­e sprechen.

Gastronomi­e und Tourismus sind von den Corona-Beschränku­ngen besonders schwer getroffen und der Deutsche Tourismusv­erband (DTV) fordert ein schnelles Handeln. Wenn Bund und Länder nicht umgehend für Perspektiv­en sorgten, drohe der Branche irreparabl­er Schaden, so DTV-Geschäftsf­ührer Norbert Kunz. Der Verband fordert einen einheitlic­hen Rahmen für den Neustart des Tourismus in Deutschlan­d und einen Rettungssc­hirm des Bundes, vor allem für in Not geratene Betriebe bis 250 Beschäftig­te, die durch bestehende Hilfen noch nicht erreicht würden.

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