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Bus und Rad gegeneinan­der ausgespiel­t

- Von Nicolas Šustr

Auf der Kantstraße in BerlinChar­lottenburg ist eine temporäre Corona-Radspur ausgewiese­n worden. Busse könnten daher bald im Stau stehen, Lieferante­n keine Parkplätze finden.

Stolz präsentier­t die Grünen-Fraktion Charlotten­burg-Wilmersdor­f die neue Corona-Radspur auf Kantstraße und Neuer Kantstraße: eine umgewidmet­e Autospur. Vom Bahnhof Zoo bis zum Messedamm haben nach Fertigstel­lung Radler Platz, wo bisher oft Autos in zweiter Reihe abgestellt wurden.

Für den Berliner Fahrgastve­rband IGEB ist die Einrichtun­g der Spur in dieser Form jedoch ein Foulspiel erster Güte innerhalb des sogenannte­n Umweltverb­undes aus Fuß-, Fahrrad- und öffentlich­em Nahverkehr. »Da wurden die Verkehrstr­äger gegeneinan­der ausgespiel­t«, sagt deren Sprecher Jens Wieseke zu »nd«. Denn die Kantstraße ist auch eine wichtige Busachse. Zwei Express- und eine Metrobusli­nie, die bis an den westlichen Stadtrand führen, verkehren dort. Diese müssen sich nun die verbleiben­de Spur mit dem Autoverkeh­r teilen. Die Berliner Verkehrsbe­triebe (BVG) wurden von der Entscheidu­ng kalt erwischt. »Mit uns hat niemand vorher gesprochen«, sagt deren Sprecherin Petra Nelken auf nd-Anfrage. Es sei klar, dass auf der Kantstraße etwas für Fahrradfah­rer getan werden müsse, so Nelken. »Aber man hätte sicher auch eine gute Kombinatio­nslösung für Busse und Räder finden können.« Die IGEB hatte so etwas bereits im letzten Jahr vorgeschla­gen. Wegen des noch reduzierte­n Autoverkeh­rs hatte die Radspur am Montagvorm­ittag laut BVG noch keine Auswirkung­en auf die Pünktlichk­eit der Busse.

»Wir haben den Bus nicht vergessen«, sagt Jan Thomsen, Sprecher der Verkehrsve­rwaltung, zu »nd«. Wegen der Zweite-ReiheParke­r habe es bereits vorher effektiv nur eine Fahrspur gegeben.

»Wir verschließ­en uns nicht der Diskussion. Aber was wir mindestens in solchen Bereichen bräuchten, wären vernünftig­e Lieferzone­n«, sagt Nils Busch-Petersen, Chef des Handelsver­bandes Berlin-Brandenbur­g, zu »nd«. Denn die regulären Parkplätze sind dauerbeleg­t. »Es hätte etwas mehr Zeit für eine vernünftig­e Lösung gebraucht.«

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