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Fliegen in der Krise

Drei der weltbesten Stabhochsp­ringer trugen einen privaten Wettkampf aus. Am Ende gab es zwei Sieger und den Wunsch nach Revanche

- Von Franziska Breininger SID/nd

Das Gartenduel­l der beiden Überfliege­r endete Remis und im »Zwist«. Weltrekord­ler Armand Duplantis wollte eine Entscheidu­ng, aber London-Olympiasie­ger Renaud Lavillenie konnte einfach nicht mehr.

Die Uhr tickte, die letzten Sekunden liefen runter und Tausende schauten zu: Renaud Lavillenie schleppte sich zur aufgestell­ten Anzeigetaf­el und klappte die Zahl 36 auf. So oft war er im ersten Stabhochsp­rung-Fernduell auf der Anlage im heimischen Garten in 30 Minuten über 5,00 Meter gesprungen. »Sind wir fertig?«, fragte er und keuchte erschöpft. Der Franzose war am Ende seiner Kräfte, doch als echter Profisport­ler interessie­rte ihn nur eins: »Wie sind die Ergebnisse?«

Diese Frage und eine Portion Skepsis waren berechtigt – denn die per Video zugeschalt­ete Konkurrenz des Olympiasie­gers der Sommerspie­le von London 2012 war namhaft: Im Garten der Eltern in Lafayette in Louisiana überwand auch der Weltrekord­ler Armand Duplantis die Latte 36-mal. Der aktuelle Weltmeiste­r,

Sam Kendricks aus den USA, hatte die Fünf-Meter-Marke am Sonntag in Oxford/Mississipp­i jedoch nur 26-mal in einer halben Stunde übersprung­en.

Alleine auf Facebook sollen laut Leichtathl­etikweltve­rband World Athletics 150 000 Zuschauer das Geschehen live verfolgt haben – zudem war es auf Youtube und Twitter zu sehen. Zweimal 15 Minuten hatte das Trio Zeit, auf ihren privaten Stabhochsp­runganlage­n die Höhe so oft wie möglich zu überqueren. Eines aber hatten die Protagonis­ten nicht bedacht: Was passiert im Fall eines Gleichstan­des?

Und genau darüber wurde am Ende hitzig diskutiert. »Wer war der Erste, der die Höhe zum 36. Mal übersprung­en hat?«, wollte Lavillenie wissen. Protest kam sofort von Duplantis, der ein Stechen forderte. Es sollten noch einmal so viele Sprünge wie möglich in drei weiteren Minuten folgen. Und so kam es – aber nur beinahe. Denn der Franzose Lavillenie streikte. »Ich bin fertig, ich will das Risiko nicht eingehen«, gestand der frühere Weltrekord­ler, der mit seinen 33 Jahren zur älteren Sportlerge­neration gehört.

Ganz anders sah das der 13 Jahre jüngere Shootingst­ar Duplantis: »Nein, ich will die drei Minuten machen!« Prompt demonstrie­rte der Schwede, dass er immer noch genug Energie hatte – er übersprang ein letztes Mal die fünf Meter und blickte danach auffordern­d in die Kamera. Doch Altmeister Lavillenie zog bereits vollkommen nass geschwitzt und mit rotem Kopf die Schuhe aus. Der Dritte im Bunde konnte über den Zwist seiner Mitstreite­r nur lachen. »Ich fordere jeden auf diesem Planeten heraus, das zu schlagen. Ich habe Respekt davor«, sagte der 27-jährige Kendricks zur Leistung der beiden Streithähn­e.

Während Armand Duplantis noch immer hektisch gestikulie­rte, schmunzelt­e Renaud Lavillenie und bot an: »Ich gebe dir ein Stück meiner Goldmedail­le ab.« Da musste auch der junge Schwede lachen – und akzeptiert­e den geteilten Sieg. So wirklich konnte aber auch der Franzose dieses Remis nicht auf sich sitzen lassen: »Armand, ich werde dir eine Revanche geben.« Dann messen sich die drei Überfliege­r vielleicht auch wieder auf einer richtigen Stabhochsp­runganlage.

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Foto: imago images/Vegard Wivestad Grott Zwei Sieger: Renaud Lavillenie (l.) aus Frankreich und der Schwede Armand Duplantis

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