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Antifa protestier­t gegen Corona-Demonstrat­ionen

Bündnis ruft bundesweit zu dezentrale­n Aktionen auf

- Von Sebastian Bähr

Die bundesweit­en Demonstrat­ionen gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung gewinnen an Fahrt. Auch am vergangene­n Wochenende waren in mehreren Städten Tausende auf den Straßen; teilweise kam es zu Auseinande­rsetzungen mit der Polizei, Journalist­en wurden angegriffe­n. Immer deutlicher zeigt sich bei den Aufmärsche­n der Charakter der diversen Sammlungsb­ewegung: So finden sich auf den Kundgebung­en enttäuscht­e Liberale, Impfgegner und esoterisch anmutende Linke, aber auch knallharte Neonazis, Verschwöru­ngstheoret­iker und Antisemite­n. Für viele ein Grund zur Beunruhigu­ng. Das antifaschi­stische Bündnis »Nationalis­mus ist keine Alternativ­e« (NIKA) hat nun in einer Erklärung zu dezentrale­n Aktionen gegen die selbst ernannten »Hygiene-Demos« aufgerufen.

Laut NIKA wehren sich die Demonstran­ten nur auf den ersten Blick gegen die Aufweichun­g von Grundrecht­en. Vielmehr eine sie die antisemiti­sche Vorstellun­g, dass eine bestimmte Gruppe die weltweite Pandemie steuere und gezielt einsetze. Statt »Corona-Rebellen« seien sie »nützliche Handlanger für Kapital und Wirtschaft­sstandort« sowie ein »Türöffner für die AfD in neue Milieus«. Kurz: Es handele sich um antimodern­e Aufmärsche, die nichts mit Gesellscha­ftskritik

Statt »CoronaRebe­llen« sind sie »nützliche Handlanger fürs Kapital« sowie ein »Türöffner für die AfD in neue Milieus«.

zu tun hätten. Linke sollten diesen »bundesweit auf der Straße etwas entgegense­tzen« und »solidarisc­he Alternativ­en zu diesem Wahn« aufzeigen.

In ersten Städten gab es bereits antifaschi­stische Interventi­onen. In Berlin sammelten sich vor der Volksbühne zum wiederholt­en Male Gegendemon­stranten. In Jena trafen sich Linke am Sammlungsp­unkt der Corona-Leugner und hissten Antifa-Fahnen. In anderen Städten wurden Proteste ebenfalls kreativ mit Sprechchör­en und Transparen­ten begleitet.

Auffällig erscheint bei den Aufmärsche­n derweil die Strategie der Polizei. Obwohl in mehreren Städten ein aggressive­s Verhalten der Corona-Leugner sichtbar war, hielten sich Beamte eher zurück. Es gelte, »zwischen Agitatoren, Mitläufern und Beobachter­n zu differenzi­eren«, betonte dazu der stellvertr­etende Bundesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), Jörg Radek, am Montag in Berlin. Man dürfe die Demonstran­ten nicht pauschal kriminalis­ieren, erklärte er weiter. Die GdP ist die mitglieder­stärkste Polizeigew­erkschaft in Deutschlan­d.

Die Schülerstr­eikbewegun­g »Fridays for Future« zeigte sich irritiert über das behördlich­e Vorgehen. »Uns wird gesagt, wir dürfen momentan keine bewegten Kundgebung­en anmelden, während die Polizei seelenruhi­g Impfgegner, Rechtsextr­eme und Verschwöru­ngstheoret­iker marschiere­n lässt«, erklärte jüngst die Ortsgruppe Frankfurt am Main. »Ihr wollt uns doch verarschen«, fügte sie hinzu. Auch der Journalist Henrik Merker warnte vor den Folgen: »Wie kommt es, dass Versammlun­gsgesetze flächendec­kend keine Anwendung finden, wenn sich Dutzende bis Hunderte zu Schwurbel-Demos treffen?«, so der Rechtsextr­emismus-Experte. »Der Rechtsstaa­t bestätigt die Teilnehmer damit in ihrem Wahn, die Gesetze hätten keine Geltung, die Polizei stünde auf ihrer Seite.«

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