nd.DerTag

Buhmann Kemmerich

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Jana Frielingha­us über die parteiinte­rne Kritik an dem Thüringer Politiker

Thomas Kemmerich scheint der geborene Fettnapf-Finder zu sein. Zielsicher reiht der FDP-Politiker Instinktlo­sigkeit an Instinktlo­sigkeit. Erst ließ er sich am 5. Februar mit den Stimmen der AfD zum Regierungs­chef Thüringens wählen, dann trat er einen Tag später zurück, und am vergangene­n Samstag lief er in Gera auf einem Spaziergan­g rechter Verharmlos­er der Corona-Pandemie mit – ohne Mundschutz, versteht sich. Auch einen Redebeitra­g steuerte er bei.

Dafür erntete er scharfe Kritik nicht zuletzt aus der eigenen Partei. Doch dass ausgerechn­et FDP-Chef Christian Lindner und andere nun verbal auf Kemmerich eindresche­n, ist so wohlfeil wie verlogen. Denn gerade Lindner hat im Bundestags­wahlkampf gezielt am rechten Rand gefischt, und seine »Bäcker-Anekdote« über den potenziell bedrohlich­en Ausländer in der Warteschla­nge von vor zwei Jahren ist noch in schlechter Erinnerung. Mit Rassismus oder dessen Förderung habe die Schilderun­g nicht das Geringste zu tun, erwiderte ein uneinsicht­iger Lindner seinen Kritikern. Entscheide­nder als Fehltritte dieser Art ist aber die von der FDP jahrzehnte­lang mitgetrage­ne neoliberal­e Politik der Steuergesc­henke an Konzerne und des Sozialabba­us, die bei den immer stärker Prekarisie­rten Frust fördert – und sie empfänglic­h für die Parolen rechter Rattenfäng­er macht.

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