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Briefe schreiben reicht nicht

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Briefe schreiben ist eine schöne Sache – zumal das heutzutage kaum noch jemand macht. Außer Politikern wie Berlins Innensenat­or Andreas Geisel (SPD). Blöd nur, dass sein Brieffreun­d Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) nie antwortet. Dabei ist sein Anliegen, Flüchtling­e aus den griechisch­en Elendslage­rn aufzunehme­n, menschenre­chtlich dringend geboten und bedarf angesichts des dort durch die Coronakris­e drohenden Massenster­bens einer schnellen Antwort.

Doch all das interessie­rt den selbst ernannten Heimatmini­ster Seehofer nicht. Vermutlich würde es ihn nicht mal dann interessie­ren, wenn die in den Lagern eingesperr­ten 40 000 Flüchtling­e, darunter Tausende Kinder, selbst Briefe schreiben würden, in denen sie von den unmenschli­chen Bedingunge­n dort berichten – die haben jedoch andere Sorgen, etwa den mangelnden Zugang zu sauberem Wasser.

Was also tun angesichts dieser einseitige­n Brieffreun­dschaft? Noch mehr Briefe schreiben? Oder vielleicht doch lieber Politik machen? Verbündete gibt es schließlic­h genug: Mehr als 140 Kommunen, Städte und Länder haben sich bislang bereit erklärt, Geflüchtet­e aus Griechenla­nd aufzunehme­n. Auch Platz ist laut Senat genügend vorhanden. Und mehrere Rechtsguta­chten belegen den Handlungss­pielraum der Bundesländ­er bei der eigenständ­igen Aufnahme.

Doch Geisel winkt ab und erteilt der Forderung seiner Partei, Geflüchtet­e im Alleingang aufzunehme­n, eine Absage. Dass er auf Briefe immerhin antwortet, hilft den Flüchtling­en allerdings auch nicht.

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Foto: nd/Ulli Winkler Marie Frank fordert die rasche Aufnahme von Flüchtling­en

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