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Keine Panik vor der Klinik

Nur geringe Corona-Quote bei Ärzten und Pflegekräf­ten / Krankenhau­schef: »Charité ist ein sicherer Ort«

- Von Georg Sturm

Bei einem Screening wurden weniger als 0,5 Prozent der untersucht­en Ärzte und Pflegekräf­te der Charité positiv auf das Coronaviru­s getestet. Der reguläre Krankenhau­sbetrieb soll nun wieder anlaufen.

In einer großangele­gten Querschnit­tsuntersuc­hung sind die allermeist­en Corona-Tests bei CharitéMit­arbeitende­n negativ ausgefalle­n. In einem Zeitraum von zwei Wochen wurden im April über 7500 der insgesamt 19 000 Beschäftig­ten auf das Coronaviru­s getestet. Bei weniger als 0,5 Prozent der Ärzte und Pflegekräf­te war das Testergebn­is positiv, wie Vertreter der Universitä­tsklinik bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit dem Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) am Mittwoch im Roten Rathaus bekannt gaben.

»Wir konnten nur eine geringe Infektions­quote für Covid-19 bei unseren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn erkennen«, so Charité-Vorstandsv­orsitzende­r Heyo Kroemer. Dabei seien keine Häufungen von Infektione­n in einzelnen Bereichen festgestel­lt worden. Der Fokus des Mitarbeite­r-Screenings lag auf den Beschäftig­ten, die unmittelba­ren Kontakt zu den Patienten haben. Bei einem freiwillig­en Bluttest konnten bei weniger als zwei Prozent der Getesteten Antikörper auf das Virus nachgewies­en werden.

Ergänzend zum Screening der Mitarbeite­nden werden seit Anfang Mai auch alle stationär aufgenomme­nen Patienten getestet. Jede Woche sollen zudem weitere Pool-Testungen an Corona-Stationen stattfinde­n. Da durch das Screening lediglich Infektione­n zu einem bestimmten Zeitpunkt festgestel­lt werden, sind weitere Testläufe notwendig, um aussagekrä­ftige Ergebnisse über einen längeren Zeitraum zu sammeln. Die nächste große Untersuchu­ng soll voraussich­tlich im Juni durchgefüh­rt werden.

»Die Charité ist ein sicherer Ort, an dem bedarfsger­echte Versorgung stattfinde­n kann«, so Klinik-Chef Kroemer. Dies sei wichtig zu betonen, da die Charité seit Beginn der Pandemie eine rückläufig­e Anzahl von Patienten mit Schlaganfa­ll oder Herzinfark­t verzeichne. Der Grund: Betroffene Personen seien verunsiche­rt, ob sie in der aktuellen Situation ein Krankenhau­s aufsuchen sollten.

Mit dem Anstieg der Corona-Fallzahlen im März war der Klinikbetr­ieb der Charité umstruktur­iert worden, um auf einen Zuwachs an Covid-19Patiente­n vorbereite­t zu sein. So sieht es eine Verordnung des Senats vom 17. März vor, die die Berliner Krankenhäu­ser

dazu verpflicht­et, alle planbaren Aufnahmen, Operatione­n und Eingriffe auszusetze­n, wenn dadurch Kapazitäte­n für die Behandlung von Corona-Fällen frei werden.

Bisher seien 282 Corona-Patienten an der Charité behandelt worden, erklärte Ulrich Frei, Vorstand Krankenver­sorgung der Charité. 34 Patienten davon seien verstorben, 164 inzwischen nach Hause entlassen und 16 in andere Krankenhäu­ser überwiesen worden. 73 der Erkrankten befänden sich im Moment auf Intensivst­ationen. Damit stehe ein Großteil der inzwischen 437 intensivme­dizinische­n Betten der Charité als Reserve zur Verfügung.

»Nun sind wir in einer Phase der Bekämpfung angelangt, in der wir wieder Teile der Kapazitäte­n für andere Patienten nutzen können«, sagte der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller. Patienten mit Tumorerkra­nkungen, Erkrankte mit physischen Schmerzen oder psychische­n Problemen würden dabei besonders bevorzugt, erklärte Frei. Nachdem die Krankenhau­sauslastun­g zwischenze­itlich auf 50 Prozent gesenkt wurde, liege die Aktivität inzwischen wieder bei 65 bis 70 Prozent.

Dennoch sei die aktuelle Entwicklun­g kein Grund zur Entwarnung, betonte Charité-Chef Kroemer. Sollten die Fallzahlen im Zuge der Lockerung der Corona-Maßnahmen wieder schneller ansteigen, werde der Klinikbetr­ieb erneut angepasst.

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Foto: imago images/Cathrin Bach Intensivst­ation der Charité, Campus Virchow-Klinikum

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