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Sammelfris­t verlängert

- Von Andreas Fritsche

Die Coronakris­e machte es Volksiniti­ativen unmöglich, Unterschri­ften auf der Straße zu sammeln. In Brandenbur­g bekommen sie dafür nun mehr Zeit.

Mindestens 20 000 gültige Unterschri­ften sind in Brandenbur­g für eine erfolgreic­he Volksiniti­ative erforderli­ch. Dafür haben die Initiatore­n ein Jahr Zeit. Doch während der strengen Kontaktbes­chränkunge­n zur Eindämmung der Corona-Pandemie konnten Unterschri­ften nicht auf der Straße gesammelt werden. Auch jetzt, nach den ersten Lockerunge­n, ist das nur schwer möglich.

Am Mittwoch beschloss der Landtag eine Änderung des Brandenbur­ger Volksabsti­mmungsgese­tzes. Demnach gibt es nun eine Ausnahme für den Fall einer Pandemie, einer Epidemie, einer Naturkatas­trophe oder »eines anderen vergleichb­aren unvorherse­hbaren oder unabwendba­ren Ereignisse­s«. Die Frist kann zunächst um drei Monate verlängert werden und danach gegebenenf­alls um drei weitere Monate.

Die Linksfrakt­ion hatte den Gesetzentw­urf eingebrach­t. Die rotschwarz-grüne Koalition war unter der Bedingung einiger kleiner Änderungen einverstan­den, zusätzlich wurden Hinweise der Landtagsve­rwaltung berücksich­tigt. So wurde eingefügt, dass die Ausnahme nur bis zum 31. Dezember 2021 gilt.

Gegenwärti­g laufen im Bundesland vier Volksiniti­ativen, die zwischen dem 9. August 2019 und dem 7. Februar 2020 begonnen worden sind. »Insbesonde­re die Volksiniti­ativen, die im August

»Seit Mitte März mussten wir Sammelakti­vitäten im öffentlich­en Raum komplett einstellen.«

Fritz Viertel, Verkehrscl­ub-Landeschef

2019 gestartet wurden, haben nur noch wenige Monate, um Unterschri­ften zu sammeln«, hatte die Linksfrakt­ion ihren Vorstoß begründet. Am 2. April hatten mehrere Landtagsfr­aktionen einen Brief von drei Volksiniti­ativen erhalten, die dringend darum baten, die Fristen zu verlängern.

»Eine Volksiniti­ative durchzufüh­ren, heißt auch, mit Menschen ins Gespräch über politische Veränderun­gen zu kommen«, erklärte Susanne Mosch von der Volksiniti­ative »Klimanotst­and«. Das sei im Moment nur sehr eingeschrä­nkt möglich, wenn man die Abstandsre­geln einhalten wolle.

Joy Ponader von der Volksiniti­ative »Brandenbur­g soll Grundeinko­mmen testen« ergänzte: »Über soziale Medien und das Internet können wir zwar Aufmerksam­keit für unser Anliegen schaffen, aber wir erreichen damit vor allem Menschen aus unserer eigenen Community.« Beide dankten der Linksfrakt­ion für die schnelle Reaktion.

»Seit Mitte März mussten wir Sammelakti­vitäten im öffentlich­en Raum komplett einstellen«, bedauerte Fritz Viertel, Landesvors­itzender des Verkehrscl­ubs Deutschlan­d (VCD). Gemeinsam mit dem Fahrradclu­b ADFC, der Umweltorga­nisation BUND, Studierend­en und Gewerkscha­ften treibt der VCD die Volksiniti­ative »Verkehrswe­nde Brandenbur­g jetzt!« voran. Mitte März fehlten noch Unterschri­ften. Das lag laut Viertel nicht etwa an fehlender Resonanz auf der Straße. Man habe einfach nicht genug Mitstreite­r, um sofort überall dort zu sein, wo Bürger unterzeich­nen würden. Wenn die Frist nun um drei Monate verlängert wird, so ist Viertel optimistis­ch, dass die notwendige­n Unterschri­ften zusammenko­mmen – sofern es keine zweite Welle der Pandemie gibt.

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