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Geschlosse­n öffnen

- Von Marion Bergermann

Aufgrund der neuen Lockerunge­n wegen sinkender Infektions­zahlen können immer mehr Geschäfte wieder öffnen. Aber viele Theater und Kinos müssen sich noch gedulden, ihre Einnahmeau­sfälle vergrößern sich. Nicht nur die Schließung ist finanziell ein Problem, sondern auch die Wiedereröf­fnung.

In Berlin haben sich deshalb 36 Programmki­nos zusammenge­tan und eine Spendenkam­pagne auf der Webseite Startnext gestartet. Rund 130 000 Euro sind bis Mittwochna­chmittag zusammenge­kommen. 730 000 Euro werden benötigt, um laufende Kosten fürs Erste einigermaß­en decken zu können. Auch Gutscheine verkaufen die kleinen Kinos.

Dabei sieht es für die großen Kinoketten nicht unbedingt besser aus, erklärt Iris Praefke dem »nd«. Sie betreibt in Berlin mehrere Programmki­nos, unter anderem das Kreuzberge­r »Moviemento«, das älteste Kino Deutschlan­ds: »Für jeden Kinobetrie­b ist es ungefähr gleich problemati­sch, weil Kino ein Geschäft ist, das von der Hand in den Mund lebt. Jeder Tag, an dem wir geschlosse­n haben, ist existenzbe­drohend«, sagt Praefke.

Bundesweit gab es bisher mehrere Hilfsmaßna­hmen für die Kulturstät­ten. Die Gelder des Soforthilf­eprogramms für Unternehme­n, das der Bund Ende März aufgelegt hatte, konnten auch Kinobetrei­bende in Anspruch nehmen. Dabei handelte es sich jedoch um eine Einmalzahl­ung ab 9000 Euro aufwärts, je nach Beschäftig­tenanzahl, mit in den Bundesländ­ern variierend­en Beträgen. Auch die Filmförder­ungen in den einzelnen Ländern wie das Medienboar­d Berlin-Brandenbur­g und der FilmFernse­h-Fonds Bayern stellten Geld bereit. Zudem hat Kulturmini­sterin Monika Grütters (CDU) angekündig­t, einen Sonderprei­s an Programmki­nos zu vergeben. Fünf Millionen Euro sollen in dem Topf sein.

Weil das aber nicht reichen wird, haben sich Kinobetrei­bende an die Politik gewandt, damit sie auch für die Wiedereröf­fnung eine Förderung bekommen. In Hessen dürfen Kinos seit dem 9. Mai wieder Publikum empfangen. Wie für Theater und Museen gilt: Zehn Quadratmet­er Platz pro Besucher*in müssen zur Verfügung stehen, fünf, wenn eine Person sitzt, also etwa im Kinosaal. Ab 15. Mai sollen auch in Sachsen Kinos öffnen, in Nordrhein-Westfalen Ende des Monats.

Kinobetrei­berin Iris Praefke kritisiert diese unterschie­dlichen Entscheidu­ngen. »Wir drängen gerade massiv darauf, dass es einen bundeseinh­eitlichen Kinostart gibt und nicht diesen föderalen Flickentep­pich. Weil die Verleihe ihre Filme planen müssen, die sie ins Kino bringen. Werbung und Pressearbe­it machen sie bundesweit, und das kostet viel Geld.« Kinos, die früher aufmachten, hätten ein Problem, Filme zu bekommen, weil nichts da sei, sagt Praefke. Auch der Verband AG Kino, der 370 Programmki­nos vertritt, fordert eine einheitlic­he Öffnung.

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