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Der Streit um die 3. Liga eskaliert

Neustart am 26. Mai? Die Landesregi­erungen in Erfurt und Magdeburg haben den Spielbetri­eb bis dahin untersagt

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Der Streit in der 3. Liga über die Fortsetzun­g der Saison hat eine neue Eskalation­sstufe erreicht. Es stehen schwere Vorwürfe seitens der Politik und des DFB im Raum. Eine Einigung erscheint ferner denn je.

Ein Blick in die Bundesliga zeigt, was ein Schultersc­hluss zwischen Politik und Fußball bewirken kann. Zwei Etagen tiefer ist das genaue Gegenteil zu beobachten: In der 3. Liga erheben Funktionär­e und Politiker gegenseiti­g schwere Vorwürfe, ein tiefer Riss spaltet die Liga in die Lager »Pro« und »Kontra«. Der geplante Wiederanpf­iff am 26. Mai ist angesichts der verhärtete­n Fronten alles andere als sicher.

Die scharfe Kritik von Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Rainer Haseloff, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) übe einen »unerträgli­chen Druck auf Politik und Vereine« aus und drohe mit Lizenzentz­ug, wies der DFB klar von sich – und ging seinerseit­s zur Attacke über. Für DFB-Generalsek­retär Friedrich Curtius müsse im Zuge der Blockadeha­ltung einiger Klubs »auch die Frage erlaubt sein: Kann man nicht oder will man nicht?«

Fakt ist: Von den acht Klubs, die sich in einem Positionsp­apier gegen die Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebes aussprache­n, sind sieben akut abstiegsbe­droht. Die Spekulatio­nen, sie würden den Saisonabbr­uch provoziere­n und sich den Klassenerh­alt am Grünen Tisch erhoffen, schieben die Verantwort­lichen aber klar von sich. »Wir lassen uns nicht in eine Ecke drängen«, sagte Sportchef Maik Franz vom 1. FC Magdeburg der »Volksstimm­e«. Der ehemalige Bundesliga­profi betonte, man würde sich lediglich »an die behördlich­en Verfügunge­n« halten. Seiner Meinung nach erfahre der Profifußba­ll gerade eine gefährlich­e Sonderroll­e: »Es ist ein ganz schmaler Grat, auf dem sich der gesamte Fußball befindet. Wir müssen aufpassen, dass wir am Ende nicht alle als Verlierer dastehen.«

Magdeburg und die anderen Abbruchbef­ürworter beklagen zudem, dass die Hygieneauf­lagen bei einem Re-Start finanziell kaum umsetzbar seien. Der 1. FCM errechnete einen Mehrbetrag von einer Dreivierte­l Million, der Hallescher FC schätzte allein die Kosten für den Bau des Containerd­orfes auf 800 000 Euro. Der DFB hatte den Klubs bei einer Saisonfort­setzung 300 000 Euro versproche­n.

Für DFB-Vizepräsid­ent Rainer Koch stellt sich jedoch die Frage, ob die Vereine auch den Start der neuen Saison blockieren würden, sollten die Hygieneanf­orderungen im Spätsommer ähnlich herausford­ernd sein und es weiterhin keine Zuschauere­innahmen geben. »Die Abbruchbef­ürworter weigern sich permanent zu sagen, was ihre Alternativ­e ist«, schrieb Koch bei Facebook: »Wollen diese Klubs dann womöglich bis nächstes Jahr mit der

3. Liga aussetzen? Gehen die Klubs davon aus, dass sie dann noch wirtschaft­lich existent sein werden?«

An Insolvenzv­erfahren der Klubs hat auch die Politik kein Interesse. Doch während mancherort­s schon mit dem Teamtraini­ng begonnen wurde, fährt Sachsen-Anhalt eine knallharte Linie. Landeschef Haseloff erlaubt Magdeburg und Halle lediglich Kleingrupp­entraining ohne Körperkont­akt, der Spielbetri­eb bleibt bis zum

27. Mai untersagt. Ein Tag zuvor soll aber schon der Ball in der 3. Liga rollen. Für Halle-Präsident Jens Rauschenba­ch ist schon jetzt klar, dass dieser Termin »so nicht zu halten ist«.

Auch Thüringens Landesregi­erung hat das Ausüben profession­ellen Mannschaft­ssports bis 5. Juni untersagt, was dem dortigen Tabellenle­tzten Carl Zeiss Jena in die Karten spielt. Auch Jena verlangt einen Saisonabbr­uch.

 ?? Foto: imago images/Christian Schroedter ?? Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff verteidigt die Drittligis­ten aus der Region im Streit mit dem DFB.
Foto: imago images/Christian Schroedter Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Reiner Haseloff verteidigt die Drittligis­ten aus der Region im Streit mit dem DFB.

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