nd.DerTag

Grundrente­ndrama

Uwe Kalbe zur ersten Lesung im Bundestag Stephan Kaufmann über die EU-Finanzpoli­tik

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Die Grundrente – schon Jahre irrlichter­t das Vorhaben in der politische­n Debatte, am Leben gehalten von der schieren, realen Not von Menschen, die jahrzehnte­lang gearbeitet haben und für die es trotzdem nicht zu einer ordentlich­en Altersvers­orgung reicht. Dass es am Freitag im Bundestag zu einer ersten Lesung kam, gleicht in diesem Licht fast einem Wunder. Setzte dies doch den politische­n Willen auch der Union voraus, die es so lange verhindert­e. Doch damit ist das Wunder schon vorbei. Denn die Union sorgte auch dafür, dass von dem stolzen Projekt nur eine Ruine geblieben ist. Und auch um diese kreisen noch ihre Abrissbagg­er.

CDU und CSU bleiben das größte Problem der Grundrente, auch wenn sie am Freitag erneut ein Lippenbeke­nntnis für das gemeinsame Vorhaben mit der SPD ablieferte­n. Denn gleichzeit­ig stellen sie es in Frage – indem sie seine Finanzieru­ng als ungelöstes und im Grunde als unlösbares Problem behandeln. Ganz ähnlich schizophre­n argumentie­ren Unionspoli­tiker, wenn sie einen unverhältn­ismäßigen Verwaltung­saufwand beklagen, den die Grundrente verursacht. Ja, der ist unverhältn­ismäßig. Und zwar seit die Union mit ihrer Bedingung einer Bedürftigk­eitsprüfun­g eine monströse Bürokratie­hürde eingebaut hat. Ohnehin ist die Grundrente, wenn sie nicht noch eine grundlegen­de Reparatur im Gesetzgebu­ngsverfahr­en erlebt, eine Leistung für einen begrenzten Personenkr­eis. Auch wenn die SPD es sich als großen Erfolg zuschreibt, dass sie Schlechtve­rdienern einen Anspruch verschafft, also keine Sozialleis­tung ist. Sie wird ein Anspruch mit vielen Voraussetz­ungen und einem für viele mageren Ergebnis. Und sie erreicht nicht einmal alle, die es verdient hätten.

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