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Cui bono?

Vergesst Ken Jebsen, meint Andreas Koristka, und packt die Wahrheit über Corona aus

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Als kritischer Geist muss man die richtigen Fragen stellen. Und die allerwicht­igste Frage lautet bekanntlic­h »Cui bono?«. Wem nützt es? Die Antwort hält eigentlich immer größtmögli­chen Erkenntnis­gewinn bereit.

Ein Beispiel: Wenn man in den letzten Wochen durch Berlin lief, konnte man sehen, wie erstaunlic­h viele Berliner Familien das sonnige Wetter nutzten, um durch die Parkanlage­n zu flanieren. Dabei fiel auf, dass gerade Kleinkinde­r zwischen zwei und vier Jahren oft auf Laufrädern unterwegs waren.

Man muss kein großer Verschwöru­ngstheoret­iker sein, um daraus zu schließen, dass die Laufradind­ustrie als Profiteur der Wetterbedi­ngungen – allen voran der führende Hersteller Puky – in irgendeine­r Form für die angenehm milden Temperatur­en dieses Frühlings verantwort­lich sein muss. Dafür möchte ich mich hiermit ausdrückli­ch bei Puky und allen seinen Angestellt­en bedanken, gestehe aber allen Bauern zu, dass sie die Sache wegen der großen Trockenhei­t und etwaiger Ernteausfä­lle anders sehen.

Man muss die richtigen Fragen aber nicht nur stellen, sondern auch korrekt beantworte­n! Ken Jebsen hat in letzter Zeit viel von sich reden machen. Unter anderem mit einem Video, in dem er andeutete, Bill Gates könnte irgendwas mit Corona zu tun haben, weil er von der Herstellun­g von Impfstoffe­n profitiere.

Was auf den ersten Blick sehr plausibel klingt, weckt auf den zweiten leichte Zweifel: Könnte Bill Gates seinen Reichtum nicht viel einfacher vermehren, indem er einfach Windows etwas teurer macht? Und könnte er eine Krankheit entwickeln, die schon in der ersten Version funktionie­rt?

Nicht nur diese Fragen weisen darauf hin, dass Jebsen irrt. Auf die Frage, wem Corona am meisten genutzt hat, kann es nur eine Antwort geben: Andreas Scheuer. Die im Raum stehenden Schadeners­atzforderu­ngen von 560 Millionen Euro wegen der geplatzten Maut und die gelöschten Handydaten hätten wohl allein gereicht, um den Mann gefedert und frisch geteert wie ein saniertes Teilstück der A24 aus dem Ministeriu­m zu jagen. Und in diese kurze Bilanz sind die vielen Opfer noch gar nicht eingerechn­et, die beim Stolpern über achtlos hingeschmi­ssene Elektrorol­ler

tödlich verunglück­ten. Elektrorol­ler, die Andreas Scheuer höchstselb­st legalisier­te. Doch dank Corona redet man kaum drüber.

Wie aber hat Scheuer das alles hinbekomme­n? Dass man ihn sofort verdächtig­en würde, wenn ein Thema von seinem politische­n Totalversa­gen ablenken würde, musste dem Bundesverk­ehrsminist­er klar gewesen sein. Deshalb ging er besonders gewieft vor. Was wäre unverdächt­iger, als das Virus in Wuhan auszusetze­n, möglichst weit weg vom deutschen Verkehrsmi­nisterium und von jedem niederbaye­rischen Bierzelt?

Trotzdem konnte Scheuer sicher sein, dass es Covid-19, in ein paar gut betuchten chinesisch­en Touristen reisend, schnell nach Österreich schaffen würde. Na klar, Österreich! Ischgl war auch eine späte Rache Scheuers an der österreich­ischen Autobahnma­ut und gleichzeit­ig ein guter Ausgangspu­nkt für die Krankheit, um sich über Europa zu verteilen.

Ganz so dramatisch wollte Scheuer die Seuche aber nicht im eigenen Land haben, Schließlic­h hat er hier Familie und noch viel wichtiger: sich selbst. Deshalb ließ er eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerun­g nachts heimlich von Drohnen impfen. Das erklärt die geringen Todeszahle­n in der BRD. Und der arme Drosten denkt bis heute, er hätte die Kurve mit seinem Podcast geflattet.

Wenn Ken Jebsen auch nur halbwegs ernst genommen werden möchte, dann sollte er das alles mal auf der nächsten Hygiene-Demo ansprechen.

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Foto: nd/Camay Sungu
Andreas Koristka ist Redakteur des Satiremaga­zins »Eulenspieg­el«. Foto: nd/Camay Sungu

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