Bewegte Zeiten
Dieser Tage gerät hierzulande einiges in Bewegung: Neustart statt Notbremse in Coronazeiten. Jeder klug kalkulierte Normalitätsschritt wäre ein Fortschritt. Und jeden davon werden auch die Aktivisten diverser Verschwörungstheorien samt Mitläuferschar als Erfolg ihrer Mission feiern.
Solche Leute gab es immer. Heute haben sie es leicht, denn sie brauchen keinen Aug’-in-Aug’-Schwur mehr, sondern nur das Internet. Das steht indes ebenso denen offen, die sich gegen Versponnenheit und Lügen stark machen. Warum nun auch Qualitätsmedien beginnen, besagte Alles- und Besserwisser immer wichtiger zu nehmen, irritiert etwas. Manches Medium läuft da Gefahr, sich unversehens zum Multiplikator dessen zu machen, was »Die Allianz des Unsinns« (»Süddeutsche Zeitung«) in diesem thematischen Ausmaß über sich selbst nie würde drucken oder senden können.
Der Begriff meint übrigens immer die Doktrin einer Minderheit. Irrige bis irrsinnige Ideen und Ideale befallen aber auch Mehrheiten. Solche können sehr zählebig sein. So brauchte das geniale Werk des Lukrez (99/94–55/53 v.u.Z.) »Über die Natur der Dinge« rund 1600 Jahre, bis sich sein materialistischer, antigöttlicher Geist gegen die christliche Beschwörungsdoktrin durchzusetzen begann. Dies nicht etwa, weil es in rund 7500 Hexameter-Verszeilen geschrieben ist, sondern wegen der Inquisition. Die Beschwörung des Kapitalismus als nunmehr endgültiges Gesellschaftsmodell währt auch schon lange. Aber auch hier ist Bewegung, allerdings mit ungewissem Ausgang. Leider gibt es exakt kalkulierbare Bewegung nur in dem schmalen Bereich unserer Lebensrealität, den die Mathematik öffnen kann.
1. Kathi fährt Rennrad, Jan mag Nordic Walking. Beide nutzen dafür Runde um Runde eines Radweges. Sie beginnen zusammen vor ihrer Haustür. Startet Jan in der gleichen Richtung wie Kathi, überholt sie ihn in 8 Minuten und 24 Sekunden. Startet er in die entgegengesetzte Richtung, kreuzen sie sich in 6 Minuten. Wie lange braucht Jan für eine Runde? (Beide nehmen den gleichen Weg, beide bewegen sich mit gleichbleibender Geschwindigkeit.)
2. Ein kluger Wolf hat sich als kürzesten Weg von einem Gebirgstal zum anderen einen schmalen Eisenbahntunnel ausgeguckt. Er steht 5 Meter vom Mittelpunkt des Tunnels entfernt, als er einen sich nähernden Zug wahrnimmt. Der ist zu diesem Zeitpunkt 3 Kilometer vom Tunneleingang entfernt. Der kluge Wolf trollt sich gemächlich aus dem Tunnel, und egal ob er das durch dessen Ein- oder Ausgang tut, schafft er es letztlich ganz knapp unversehrt. Wie lang darf der Tunnel da maximal gewesen sein? (Der Zug bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit. So auch der Wolf, egal ob zum Tunnelein- oder -ausgang.)
Antworten an spielplatz@nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendeschluss: Mittwoch, 20. Mai. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleinsendungen sind möglich.