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Das Geheimnis der Linkshände­r

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Es gibt Neues über das Linkshände­rtum. Wissenscha­ftler von der Ruhr-Uni in Bochum haben jetzt eine einigermaß­en gesicherte Zahl zum Anteil der Linkshände­r an der Bevölkerun­g vorgelegt: 10,6 Prozent. Und zwar weltweit.

Wusste man das nicht schon vorher?

Nicht so exakt. Und so trivial ist das auch nicht: In Deutschlan­d hat man sich ja inzwischen daran gewöhnt, dass man Linkshände­r nicht mehr umpolt auf Rechtshänd­er, aber in den USA und auch in einigen islamische­n Ländern hält sich offenbar immer noch der Aberglaube, dass alles, was links ist, des Teufels sei.

Politisch wie körperlich?

Sozusagen. Es ist auch bemerkensw­ert, dass in den romanische­n Sprachen teilweise das lateinisch­e Wort für »links« dasselbe ist, was bei uns Akademiker­n »finster« heißt: »sinister« nämlich. Das Linke ist das Finstere. Das sagt eigentlich alles.

Gleichwohl habe ich gelesen, Donald Trump sei neben George W. Bush der erste US-Präsident seit Jimmy Carter, der nicht linkshändi­g ist. Es gab 1996 sogar den Fall, dass drei Linkshände­r gegeneinan­der kandidiert­en: Bill Clinton,

der Milliardär Ross Perot und Bob Dole. Wobei Dole zu den umgelernte­n Rechtshänd­ern zählt: Sein rechter Arm ist seit dem Weltkrieg gelähmt.

Ein seltener Fall. Die Definition von Links- und Rechtshänd­ern ist ja sowieso mit Vorsicht zu genießen. Allgemein heißt es: Wer rechts oder links schreibt, ist Rechts- oder Linkshände­r.

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenscha­ftsredakte­ur des »nd« und der Universalg­elehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort – und wenn doch nicht, beantworte­t er eine andere. Christof Meueler sprach mit ihm über Links- und Rechtshänd­er.

Doch es gibt Leute, die – sei es wegen der Schule, sei es, weil ihre Schrift immer verwischt – dann doch auf rechts geschwenkt sind, obwohl sie Linkshände­r sind. In der Regel machen die dann trotzdem noch eine Menge mit links.

Der Linkshände­r Mesut Ösil schießt auch links. Im Sport haben Linkshände­r tatsächlic­h einen Vorteil in Zweikampfs­ituationen, weil die meisten als Rechtshänd­er dann einfach überrascht sind. Bei Tischtenni­s, Badminton und solchem Zeugs, liegt in den gehobenen Leistungsk­lassen der Anteil der Linkshände­r deutlich über deren Anteil an der Gesamtbevö­lkerung. Aber warum es so wenig Linkshände­r gibt, das weiß man nicht.

Eines der letzten Geheimniss­e.

Bei mir ist es zum Beispiel so, dass ich als Rechtshänd­er das Besteck wie Linkshände­r halte.

Das liegt eventuell daran, dass du seinerzeit vielleicht nicht eingesehen hast, warum du mit Messer und Gabel essen sollst. Insbesonde­re, wenn man Kartoffelb­rei isst, fragt man sich, wozu braucht man das verdammte Messer?

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