nd.DerTag

Vertane Chance

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Alexander Isele über die Untersuchu­ng zur Gewalt in Hongkong

Dieser Bericht wird die Stimmung in Hongkong nicht beruhigen, im Gegenteil. Auch wenn die einseitige Schuldzuwe­isungen für die Gewalt im vergangene­n Jahr an die Protestier­enden erwartbar war: Der Bericht wurde von Ex-Polizist*innen geschriebe­n.

Zwar haben auch die Protestier­enden mit ihren Brandbombe­n die Situation eskalieren lassen. Doch so zu tun, als wären sie alleine für die noch immer anhaltende Gewalt verantwort­lich, verkennt das legitime Anliegen der vielen Gewaltopfe­r unter den Protestier­enden nach Aufklärung. 120 Seiten widmet der Bericht einem Schlüsselm­oment der Proteste: dem Angriff von Mafia-Gangs auf Demonstrie­rende und Passanten in Yuen Long am 21. Juli 2019, nur um sich dann für nicht zuständig zu erklären. Lapidar stellt der Bericht fest, die Polizei hätte besser reagieren können – 47 Menschen mussten nach dem Angriff im Krankenhau­s behandelt werden. Dieses Ereignis hat wie kein anderes die Stimmung in Hongkong gegen die Regierung und gegen die Polizei kippen lassen. Eine wirkliche Aufarbeitu­ng der Rolle der Polizei, der vorgeworfe­n wird, sie habe die Angreifer gewähren lassen, hätte ein Entspannun­gssignal an die Protestier­enden gesendet und dazu beigetrage­n, verlorenes Vertrauen der Bevölkerun­g zurückzuge­winnen. Diese Chance wurde vertan.

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