Berliner Flughäfen skizzieren Weg aus der Krise
Hoher Finanzbedarf angesichts coronabedingter Einnahmeausfälle / Schließung von Tegel soll beim Sparen helfen
Da der Luftverkehr in der Coronakrise am Boden liegt, verdienen Berlins Flughäfen kaum noch Geld. Im Sparmodus, mit staatlicher Hilfe und dem neuen Flughafen BER soll die Lage gemeistert werden.
Die Berliner Flughäfen sind nicht insolvenzgefährdet und arbeiten planmäßig an der Eröffnung des Hauptstadtairports BER im Oktober 2020. Die Betreibergesellschaft wird auf der Grundlage des im März beschlossenen und mit den Gesellschaftern abgestimmten Businessplans auch die komplizierte aktuelle Situation der Luftfahrtbranche bewältigen.
Das war die zentrale Botschaft, mit der Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag nach der Aufsichtsratssitzung der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) vor die Presse trat. Vor dem Hintergrund des coronabedingt weitgehend zum Erliegen gekommenen Luftverkehrs hatten Aufsichtsrat und Geschäftsführung unter anderem die Finanzlage der von den Ländern Berlin und Brandenburg sowie vom Bund getragenen FBB erörtert.
Der Aufsichtsrat habe, so dessen Vorsitzender Rainer Bretschneider, den von Lütke Daldrup vorgestellten Geschäftsbericht 2019 beschlossen. Der Jahresabschluss entspreche nach Einschätzung der damit beauftragten Wirtschaftsprüfer den gesetzlichen Vorschriften. Man habe daher auch den Gesellschaftern geraten, dem Bericht zuzustimmen.
»Wir haben einen ordnungsgemäßen Bestätigungsvermerk bekommen«, erklärte Flughafenchef Lütke Daldrup. Demnach habe die Gesellschaft 2019 als operatives Ergebnis ein Plus von 108,4 Millionen Euro erzielt. »Das heißt, wir haben im Jahr 2019 Geld verdient.« Aufgrund der BER-Baustelle und der »Altverbindlichkeiten« weise das Konzernergebnis
ein Minus von 96 Millionen Euro für 2019 aus – das sind rund 19 Millionen Euro mehr als 2018. »Das ist ein Ergebnis, das wir auch dann erst ändern können, wenn der neue Flughafen BER in Betrieb geht. weil wir auch erst dann mehr Geld verdienen«, so der Geschäftsführer.
Laut Bericht erzielten die Flughäfen Tegel und Schönefeld 2019 mit insgesamt 35,64 Millionen Fluggästen einen neuen Rekord. Dennoch bezeichnete Lütke Daldrup die Finanzsituation der FBB als ernst. Allein in diesem Jahr benötige sie zur Kompensation der coronabedingten Einnahmeausfälle 300 Millionen Euro. Den Finanzbedarf für 2021 bis 2024 bezifferte er auf insgesamt rund 800 Millionen Euro. Allerdings widersprachen Gesellschaft und Aufsichtsrat Kritikern, die unter Berufung auf eine Studie von Wirtschaftswissenschaftlern ein Finanzierungsloch von bis zu 1,8 Milliarden Euro und die unmittelbar drohende Insolvenz
der FBB vorausgesagt hatten. Um in der aktuellen Krise Kosten zu sparen wolle die FBB, wie Engelbert Lütke Daldrup erneut bestätigte, den Flughafen Tegel zum 2. Juni 2020 temporär schließen. Zwar sei eine sehr leichte Belebung des Flugverkehrs am Standort Berlin zu verzeichnen, der aber mit rund zwei Prozent des normalen Verkehrsaufkommens äußerst gering sei. Dies rechtfertige nicht, zwei Flughäfen offen zu halten. Noch hätten sich aber die Gesellschafter nicht endgültig erklärt, und auch die Entscheidung der Luftfahrtbehörde stehe noch aus. Erst danach werde man final beschließen.
Zur Komplettierung der FBB-Spitze wurde eine neue Finanzgeschäftsführerin berufen. Aletta von Massenbach, bisher Managerin im internationalen Geschäft der Frankfurter Flughafengesellschaft, soll ihren Job in Berlin zum 1. September antreten. Sie folgt Heike Fölster, die ihren Vertrag vorzeitig aufgelöst hatte.