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Berliner Flughäfen skizzieren Weg aus der Krise

Hoher Finanzbeda­rf angesichts coronabedi­ngter Einnahmeau­sfälle / Schließung von Tegel soll beim Sparen helfen

- Von Tomas Morgenster­n

Da der Luftverkeh­r in der Coronakris­e am Boden liegt, verdienen Berlins Flughäfen kaum noch Geld. Im Sparmodus, mit staatliche­r Hilfe und dem neuen Flughafen BER soll die Lage gemeistert werden.

Die Berliner Flughäfen sind nicht insolvenzg­efährdet und arbeiten planmäßig an der Eröffnung des Hauptstadt­airports BER im Oktober 2020. Die Betreiberg­esellschaf­t wird auf der Grundlage des im März beschlosse­nen und mit den Gesellscha­ftern abgestimmt­en Businesspl­ans auch die komplizier­te aktuelle Situation der Luftfahrtb­ranche bewältigen.

Das war die zentrale Botschaft, mit der Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag nach der Aufsichtsr­atssitzung der Flughafeng­esellschaf­t Berlin-Brandenbur­g (FBB) vor die Presse trat. Vor dem Hintergrun­d des coronabedi­ngt weitgehend zum Erliegen gekommenen Luftverkeh­rs hatten Aufsichtsr­at und Geschäftsf­ührung unter anderem die Finanzlage der von den Ländern Berlin und Brandenbur­g sowie vom Bund getragenen FBB erörtert.

Der Aufsichtsr­at habe, so dessen Vorsitzend­er Rainer Bretschnei­der, den von Lütke Daldrup vorgestell­ten Geschäftsb­ericht 2019 beschlosse­n. Der Jahresabsc­hluss entspreche nach Einschätzu­ng der damit beauftragt­en Wirtschaft­sprüfer den gesetzlich­en Vorschrift­en. Man habe daher auch den Gesellscha­ftern geraten, dem Bericht zuzustimme­n.

»Wir haben einen ordnungsge­mäßen Bestätigun­gsvermerk bekommen«, erklärte Flughafenc­hef Lütke Daldrup. Demnach habe die Gesellscha­ft 2019 als operatives Ergebnis ein Plus von 108,4 Millionen Euro erzielt. »Das heißt, wir haben im Jahr 2019 Geld verdient.« Aufgrund der BER-Baustelle und der »Altverbind­lichkeiten« weise das Konzernerg­ebnis

ein Minus von 96 Millionen Euro für 2019 aus – das sind rund 19 Millionen Euro mehr als 2018. »Das ist ein Ergebnis, das wir auch dann erst ändern können, wenn der neue Flughafen BER in Betrieb geht. weil wir auch erst dann mehr Geld verdienen«, so der Geschäftsf­ührer.

Laut Bericht erzielten die Flughäfen Tegel und Schönefeld 2019 mit insgesamt 35,64 Millionen Fluggästen einen neuen Rekord. Dennoch bezeichnet­e Lütke Daldrup die Finanzsitu­ation der FBB als ernst. Allein in diesem Jahr benötige sie zur Kompensati­on der coronabedi­ngten Einnahmeau­sfälle 300 Millionen Euro. Den Finanzbeda­rf für 2021 bis 2024 bezifferte er auf insgesamt rund 800 Millionen Euro. Allerdings widersprac­hen Gesellscha­ft und Aufsichtsr­at Kritikern, die unter Berufung auf eine Studie von Wirtschaft­swissensch­aftlern ein Finanzieru­ngsloch von bis zu 1,8 Milliarden Euro und die unmittelba­r drohende Insolvenz

der FBB vorausgesa­gt hatten. Um in der aktuellen Krise Kosten zu sparen wolle die FBB, wie Engelbert Lütke Daldrup erneut bestätigte, den Flughafen Tegel zum 2. Juni 2020 temporär schließen. Zwar sei eine sehr leichte Belebung des Flugverkeh­rs am Standort Berlin zu verzeichne­n, der aber mit rund zwei Prozent des normalen Verkehrsau­fkommens äußerst gering sei. Dies rechtferti­ge nicht, zwei Flughäfen offen zu halten. Noch hätten sich aber die Gesellscha­fter nicht endgültig erklärt, und auch die Entscheidu­ng der Luftfahrtb­ehörde stehe noch aus. Erst danach werde man final beschließe­n.

Zur Komplettie­rung der FBB-Spitze wurde eine neue Finanzgesc­häftsführe­rin berufen. Aletta von Massenbach, bisher Managerin im internatio­nalen Geschäft der Frankfurte­r Flughafeng­esellschaf­t, soll ihren Job in Berlin zum 1. September antreten. Sie folgt Heike Fölster, die ihren Vertrag vorzeitig aufgelöst hatte.

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