nd.DerTag

Einfach nur abschaffen

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Rechte und konservati­ve Politiker werden sich die Hände reiben: Der Berliner Verfassung­sschutz kippt nämlich reichlich Wasser auf ihre Mühlen. Für gewöhnlich sind sie diejenigen, die sich bei Diskrediti­erung und Kriminalis­ierung von Menschen überbieten, für die eine gerechtere Gesellscha­ft nicht bei der neoliberal­en Hackordnun­g des Kapitalism­us mit Hang zum Autoritäre­n aufhört. Ob es sich dabei um Klimaschut­z-Aktivist*innen handelt, die für ihre Ziele schon mal eine Kohlegrube oder einen Bagger besetzen – altbekannt­e Symbole des demokratis­ch verfassten Staates, man kennt es – oder andere zivilgesel­lschaftlic­h Engagierte, die sich für eine offene Gesellscha­ft und gegen Nazis und Rassismus einsetzen, ist eigentlich egal. Es soll ja Menschen geben, die sich sogar in allen drei Gebieten dieser Art der Verfassung­sfeindlich­keit herumtreib­en.

Keine Belege, aber eine feine Antenne haben die Beamten des VS seit jeher. Um gewalttäti­ge Neonazis und ihre ideologisc­hen Stichwortg­eber der Neuen Rechten oder ihren parlamenta­rischen Arm, die AfD, machen sie meist einen eleganten Bogen, was einfach ist, weil man Einzeltäte­r immer gut erkennen kann.

Bei den großen Gruppen linker Demokratie­feinde ist das schon schwierige­r. Jahrelang waren sie erst als riesiger unkenntlic­her schwarzer Block und nun, man kann es in den Tagebauen sehen, als riesiger unkenntlic­her weißer Block in Maleranzüg­en unterwegs – mit nur einem Ziel: aus ihrer »gesellscha­ftlichen Isolierung« heraus den »demokratis­ch legitimen Klimaschut­z zu unterwande­rn«, wie Andreas Geisel es nennt. »Die Interventi­onistische Linke steuert Ende Gelände« erklärt der Innensenat­or. Moment, hat er nicht selbst erst am Montag zu Vorsicht geraten, wenn es bei rechtsoffe­nen Kundgebung­en verschwöru­ngstheoret­isch zugeht? Also Klimafreun­de: Achtung, Unterwande­rung! Freut euch darüber. Bis zur Abschaffun­g des Verfassung­sschutz kann es dann nicht mehr weit sein – endlich.

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Foto: nd/F. Schirrmeis­ter Claudia Krieg hofft auf neuen Zulauf bei Ende Gelände

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