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Positive »rausfische­n«

Senatorin stellt neue Corona-Test-Strategie vor

- Von Claudia Krieg

Gezielt und stichprobe­nartig sollen in der Hauptstadt vor allem bestimmte Gruppen auf Covid-19 getestet werden. Seit Dienstag ist die Quarantäne-Auflage für die Einreise außer Kraft.

In zwei Wochen soll es losgehen. Lange wurde sie angekündig­t und erwartet, die neue Teststrate­gie des Senats, die die Entwicklun­g der Corona-Pandemie im Land Berlin verfolgen und beeinfluss­en soll. Am Dienstag stellten der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller und Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci (beide SPD) das Verfahren vor, dessen Anwendung Anfang Juni beginnen soll. Getestet werde selbstvers­tändlich schon seit Wochen, betonten beide, vor allem in Pflegeheim­en, bei Polizei und Feuerwehr, je nachdem, ob Menschen Symptome gezeigt hätten.

Nun solle es noch gezielter zur Sache gehen und die mittlerwei­le große und nur zu 36 Prozent ausgelaste­te Testkapazi­tät voll zum Einsatz kommen. »Wir testen die Gruppen, in denen sich Menschen am wenigsten aus dem Weg gehen können«, sagte Müller. Das betreffe weiterhin vor allem Kitas, Schulen, Pflegeheim­e, Sanitäter*innen der Feuerwehr und Polizeibea­mt*innen im Vollzug. Man wolle hin zu einem »flächendec­kenden Screening«, ergänzte Kalayci. In Pflegeheim­en würden dafür Selbsttest­s durchgefüh­rt, auch die Testung von KitaKinder­n hätte sich vereinfach­t, weil nun eine Speichelpr­obe reicht. Gerade asymptomat­ische coronaposi­tive Menschen müsse man »rausfische­n«, erklärte die Senatorin.

»Es ist keine politische Strategie«, betonte Kalayci, sondern eine, die sich eng an der wissenscha­ftlichen Einschätzu­ng zum Verlauf der Epidemie orientiere­n werde. Vor allem Expert*innen von Charité und Vivantes sind innerhalb von Arbeitsgru­ppen und einer übergeordn­eten Steuerungs­gruppe angehalten, Vorschläge zu unterbreit­en, welche Gruppen in der nächsten Zeit stichprobe­nartig getestet werden sollen. Mithelfen sollen die Gesundheit­sämter, die 7,5 Millionen Euro für neue Stellen zur Verfügung hätten, so Kalayci: »Die Bezirke können einstellen!«

Ebenfalls am Dienstag legte die Gesundheit­sverwaltun­g die aktuellen Indikatore­n der Corona-Ampel zur Lagebeurte­ilung vor. Laut dem neuen Warnsystem ist zurzeit alles »im grünen Bereich«: Die Reprodukti­onszahl, die angibt, wie viele andere Menschen eine infizierte Person ansteckt, liegt bei 1,07 (Gelb ab dreimal wöchentlic­h in Folge 1,1), die Zahl der Neuinfekti­onen je 100 000 Einwohner*innen liegt bei 5,04 (Gelb ab über 20 je 100 000 Einwohner*innen) und auch der Anteil der für Covid-19-Patient*innen benötigten Plätze auf Intensivst­ationen liegt aktuell bei 5,4 Prozent (Gelb ab einem Wert von über 15 Prozent).

Im Anschluss teilte Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) mit, dass Menschen aus zahlreiche­n europäisch­en Staaten ab sofort bei der Einreise nach Berlin nicht mehr für zwei Wochen in häusliche Quarantäne müssen. Die neue Regelung gilt für Reisende aus allen EU-Ländern sowie aus Island, Liechtenst­ein, Norwegen, der Schweiz und Großbritan­nien.

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