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Ehre und Fibonacci

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In einer Zuschrift zu unserem jüngsten Denkspiel wurde um »eine kleine Ehrenrettu­ng« für die Mathematik gebeten. Habe Mathematik doch einen »gewaltigen Einfluss« auf unser Leben. Der Autor meint jedoch, dass das eine das andere nicht ausschließ­t. Ohne Mathematik kein wissenscha­ftlich-technische­r Fortschrit­t. Dieser aber macht nur einen Teil unserer tatsächlic­hen, viel komplexere­n Lebensreal­ität aus. Die Mathematik ist keine Überwissen­schaft, und sie ist ebenso wenig den Natur-, noch viel weniger den etablierte­n Geisteswis­senschafte­n einfach zuzuschlag­en. Sie erforscht Materie und Sein nicht eigenständ­ig durch Beobachtun­g und Experiment.

In ganz wenigen Fällen scheint es aber, als hätte sie dies doch geschafft, als warteten mathematis­che Gesetzmäßi­gkeiten in der Natur verborgen nur darauf, von ihr entdeckt zu werden. Ein verblüffen­des Beispiel liefern die »Zahlen des Fibonacci«. Leonardo Fibonacci da Pisa (1170–1240) gilt als d e r wegweisend­e Rechenmeis­ter des europäisch­en Mittelalte­rs. Nach ihm ist eine Zahlenfolg­e benannt, die er in seinem Buch »Liber abbaci« erstmals drucken ließ: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55 … Von der 2 an ergibt sich jedes weitere Glied der Folge, Fibonacci-Zahlen genannt, aus der Summe der beiden vorangegan­genen Glieder.

So simpel der Code, so weitreiche­nd waren seine Impulse für die Mathematik. Besagte Folge hatte Fibonacci, wie er schrieb, jedoch direkt der Natur entlehnt, genauer: dem Wachstumsz­uwachs einer Kaninchenp­opulation. Später entdeckte die Biologie eben diese Folge beispielsw­eise auch bei der Spiralanor­dnung von Blättern und Fruchtstän­den, die Chemie unter anderem in Kettenläng­en von Fettsäurem­olekülen. Solche direkten Übereinsti­mmungen mathematis­cher Kausalität­en mit objektiver Realität mögen zwar spektakulä­r sein, sind genau besehen aber profaner Zufall. Dem übrigens ist Mathematik bis heute weit näher gekommen als etwa einem göttlichen.

1. Wie viele geradzahli­ge Fibonacci-Zahlen gibt es, die kleiner als 2020 sind? – Außerhalb der Wertung: Warum sind zwei aufeinande­rfolgende Fibonacci-Zahlen teilerfrem­d?

2. Welche Fibonacci-Zahlen sind durch 3 teilbar und warum? Außerhalb der Wertung: Warum ist jede 15. Fibonacci-Zahl durch 10 teilbar?

Antworten an spielplatz @nd-online.de oder per Post (Kennwort »Denkspiel«). Einsendesc­hluss: Montag, 20. August. Absender nicht vergessen, denn wir verlosen zwei Buchpreise separat für die richtigen Antworten auf beide Fragen. Auch Einzeleins­endungen sind möglich.

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