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René Heilig über den USA-Ausstieg aus dem »Open Skies«-Vertrag;

René Heilig über die US-Kündigung von Open Skies

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US-Präsident Donald Trump und seine Abnicker im Außen- und Verteidigu­ngsministe­rium haben entschiede­n, dass sich die USA aus dem OpenSkies-Vertrag zurückzuzi­ehen. Er erlaubt den Vertragsst­aaten eine bestimmte Zahl an Aufklärung­sflügen im Luftraum der anderen. Schuld an seinem Rückzug sind laut Trump die Russen. Es stimmt, Moskau war bisweilen etwas sperrig. Besonders wenn US-Aufklärung­smaschinen über dem Gebiet von Kaliningra­d kreisten, das wie ein Stachel im Nato-Aufmarschg­ebiet wirkt. Doch wirklich verletzt haben die Russen den Vertrag nicht. Doch darum geht es auch nicht. Washington nutzt jede Möglichkei­t, um sich aus Verpflicht­ungen loszueisen, die eigene Stärke begrenzen oder zumindest transparen­ter machen. Das war so beim Vertag über das Verbot atomarer Mittelstre­ckenrakete­n, und das wird demnächst bei der Verlängeru­ng des START-Abkommens auch so sein.

Gerade weil Trump in Aufrüstung­sfragen so berechenba­r ist, wäre es die Pflicht der Nato und Deutschlan­ds gewesen, beizeiten Widerstand gegen diese Unvernunft zu leisten. Schon weil »Open Skies« quasi die letzte verblieben­e Möglichkei­t ist, um über politische und militärisc­he Grenzen hinaus Vertrauen zu gestalten. Egal wie frostig die politische Atmosphäre auch ist, die Ergebnisse der vereinbart­en Beobachtun­gsflüge kommen allen Vertragspa­rtnern gleicherma­ßen zu. Es gibt also Chancen der Annäherung, bevor wieder Vernunft in einem Kalten Krieg erfriert. Es liegt im Interesse der EU wie der europäisch­en Nato-Mitglieder, den Himmel offen zu halten. Außenminis­ter Maas sollte daher rasch auf Russland substanzie­ll zugehen, bevor dort Hardliner Tatsachen à la Trump schaffen.

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