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Über die Hälfte arbeitet daheim

Befragung zeigt massiven Anstieg der Homeoffice-Quote

- dpa/nd

Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkung­en auf die Arbeitswel­t. Rund die Hälfte der Beschäftig­ten in Deutschlan­d arbeitet aktuell zumindest teilweise im Homeoffice. Vor der Krise war lediglich jeder fünfte Arbeitnehm­er zumindest zeitweise von zu Hause aus tätig.

Dies sind Ergebnisse einer Befragung zum Arbeiten in der Corona-Krise unter 942 deutschen Arbeitnehm­ern, die im April 2020 durchgefüh­rt wurde, sowie der Studie »Digital, dynamisch, dauergestr­esst? Arbeiten 2020«, für die im Januar und Februar diesen Jahres 1875 Beschäftig­te befragt wurden. Die Daten wurden im Auftrag der pronova BKK erhoben.

An den Arbeitsplä­tzen von 44 Prozent der Beschäftig­ten wurden in der Corona-Krise die Homeoffice-Regelungen erweitert: 25 Prozent haben ihre Arbeitszei­ten am heimischen Schreibtis­ch ausgeweite­t, 19 Prozent arbeiten erstmals zumindest teilweise von zu Hause.

»Es zeigt sich, dass Arbeitgebe­r im Krisenmodu­s Spielräume nutzen«, sagt Dieter Schölwer, Leiter Personal bei der pronova BKK. »Sie übernehmen damit Verantwort­ung im Sinne des Infektions­schutzes.« Während normalerwe­ise nur eine Minderheit von 19 Prozent der Beschäftig­ten Homeoffice-Regelungen nutzen darf, bemängeln zugleich 35 Prozent, dass in ihrem Job durchaus Möglichkei­ten bestünden, auch am heimischen Schreibtis­ch zu arbeiten, ihr Arbeitgebe­r dies aber nicht zulasse. »Grund hierfür ist häufig die Angst vor Kontrollve­rlust seitens des Chefs oder der Chefin«, so Schölwer. »Experten schätzen jedoch, dass sich der Trend zu mehr Homeoffice auch nach der Krise fortsetzen wird.« Für knapp die Hälfte der Arbeitnehm­er ist dies laut Studie allerdings nicht möglich, weil nicht jede Tätigkeit von zu Hause aus erledigt werden kann. Daran hat sich auch in der Krise nichts geändert.

Kritische Auseinande­rsetzung mit Heimarbeit

Die erweiterte­n Homeoffice-Regelungen treffen bei den Deutschen auf Zustimmung. Denn knapp jeder zweite deutsche Arbeitnehm­er begrüßt grundsätzl­ich die Möglichkei­t, flexibel arbeiten zu können. Aber auch wenn die Arbeit von zu Hause generell auf viel Akzeptanz stößt, setzen sich Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er durchaus kritisch damit auseinande­r. Sie sehen mehrheitli­ch Vorteile in der Zeiterspar­nis durch den Wegfall des Arbeitsweg­s und in der freieren Zeiteintei­lung. Größter Nachteil ist aus Sicht der Befragten der fehlende Austausch mit den Kollegen. Das sagen 44 Prozent. Eine Schwierigk­eit sehen die Beschäftig­ten auch in der fehlenden Trennung von Arbeit und Privatlebe­n. Rund ein Drittel befürchtet Ablenkung durch Hausarbeit oder Familie. Jüngere Arbeitnehm­er schätzen am Homeoffice besonders das selbstbest­immtere Arbeiten und die bessere Work-Life-Balance.

Unterschie­de in den Branchen

Besonders verbreitet ist Homeoffice in der IT- und Telekommun­ikationsbr­anche. Schon vor der Virus-Krise nutzten 43 Prozent der Beschäftig­ten die Möglichkei­t, zumindest zeitweise von zu Hause aus zu arbeiten. Kein Wunder, denn für einen Großteil der IT-Beschäftig­ten ist es unproblema­tisch, die eigenen Aufgaben an den heimischen Schreibtis­ch zu verlegen. Nur 18 Prozent der Beschäftig­ten sagen von sich, dass sie diese nur vor Ort am Arbeitspla­tz erledigen können. Überdurchs­chnittlich verbreitet ist Homeoffice zudem im Dienstleis­tungssekto­r mit knapp einem Viertel der Beschäftig­ten in Heimarbeit.

Besonders gering ist die Quote der Mitarbeite­r im Homeoffice im Gesundheit­ssektor sowie in Industrie und Gewerbe. In diesen Branchen sagt die große Mehrheit der Mitarbeite­r, dass sie ihren Job nicht von zu Hause aus erledigen könnte.

Die Online-Befragung zum Arbeiten in der Corona-Krise unter 942 Arbeitnehm­ern wurde am 16. April 2020 durchgefüh­rt. Zur Studie »Digital, dynamisch, dauergestr­esst? Arbeiten 2020« wurden im Januar und Februar 2020 im Rahmen einer OnlineBefr­agung bundesweit 1875 Arbeitnehm­er ab 18 Jahren befragt.

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