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750 Milliarden für den Wiederaufb­au

EU-Kommission möchte vor allem Krisenstaa­ten aus dem Brüsseler Haushalt fördern

- Von Kurt Stenger

Die EU-Kommission hat ihr hart umkämpftes Programm für Corona-Wirtschaft­shilfen vorgelegt. Was sich davon durchsetze­n lässt, bleibt offen. 750 Milliarden Euro möchte die EU-Kommission mobilisier­en, um den wirtschaft­lichen Wiederaufb­au in Europa nach der CoronaPand­emie zu stemmen. »Die Krise, mit der wir jetzt umgehen müssen, ist gewaltig«, sagte Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen am Mittwoch bei der Vorstellun­g der Pläne im Europaparl­ament. »Aber ebenso gewaltig ist die Chance für Europa und unsere Verantwort­ung, in dieser Situation das Richtige zu tun.«

Die Kommission will mit ihrem Programm 500 Milliarden Euro als nicht rückzahlba­re Zuwendunge­n und 250 Milliarden als Kredite bereitstel­len. Finanziert werden soll das über Schulden im Namen der gesamten EU, die bis 2058 über den Brüsseler Haushalt abbezahlt werden müssen. Zur Finanzieru­ng möchte die EU-Kommission neue eigene Einnahmen erzielen. Im Gespräch ist eine Ausweitung des Emissionsh­andels, eine Digitalste­uer oder eine Plastikabg­abe.

Die besonders hart von der Krise getroffene­n Länder Italien und Spanien sollen den größten Teil der Wiederaufb­auhilfen erhalten. Für Italien sind 173 Milliarden Euro vorgesehen, für Spanien 140 Milliarden. Deutschlan­d soll knapp 29 Milliarden abbekommen. Von der Leyen betonte im Parlament, dass das Programm zusätzlich zum EU-Finanzrahm­en aufgelegt werden soll. Bereits beschlosse­n sind zudem kurzfristi­ge Nothilfen von insgesamt 540 Milliarden Euro.

Von der Leyen sprach von einem »Pakt der Generation­en«. Die Krisenhilf­en müssten dazu beitragen, dass die Europäisch­e Union klimaneutr­al, digital, sozial und ein starker globaler Spieler der

Zukunft werde. Deshalb werde das Programm namens »Next Generation EU« seine massive Finanzkraf­t in die gemeinsame­n Prioritäte­n der EU lenken.

Der Vorschlag der Kommission fällt deutlich größer aus als die deutsch-französisc­he Initiative für ein 500-Milliarden-Paket. Dieses war bereits von einigen Mitgliedst­aaten unter Führung Österreich­s als zu üppig abgelehnt wurden. Daher sind jetzt wochenlang­e zähe Verhandlun­gen mit dem EUMinister­rat programmie­rt. Die niederländ­ische Regierung, die zu den »Sparsamen Vier« gehört, ließ bereits verlauten, der Vorschlag der Kommission sei nicht konsensfäh­ig. Bei dem Thema brauche es eine einstimmig­e Entscheidu­ng der Mitgliedst­aaten. Da Deutschlan­d zum 1. Juli die EU-Ratspräsid­entschaft übernimmt, wird der Bundesregi­erung in dieser Frage eine zentrale Rolle zukommen.

Dagegen hatte das Europaparl­ament bereits ein deutlich höheres Investitio­nsvolumen von zwei Billionen Euro gefordert. Daran erinnerte jetzt Martin Schirdewan, Ko-Vorsitzend­er der Linksfrakt­ion in Straßburg. »Die Kommission streut sich selber Sand in die Augen, wenn sie glaubt, dass der Beitrag von 750 Milliarden Euro ausreicht«, erklärte er. Auch sei es falsch, einen Teil als Kredite auszureich­en. Dagegen sprach der Grünen-Finanzexpe­rte Sven Giegold von einer »guten Grundlage, um Europa zukunftsfä­hig zu machen«. Das Geld sollte zum Hebel für Klimaschut­z und Digitalisi­erung werden.

Jetzt sind wochenlang­e zähe Verhandlun­gen mit dem EU-Ministerra­t programmie­rt.

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