nd.DerTag

»Ich kriege keine Luft«

Afroamerik­aner stirbt nach brutalem Polizeiein­satz

- Von Moritz Wichmann

Der Tod eines Afroamerik­aners durch massive Gewaltanwe­ndung von Polizisten in Minneapoli­s hat gewaltsame Proteste in der USStadt ausgelöst.

George Floyd ist nur der letzte Name in einer langen Liste schwarzer Männer, die durch Polizisten in den USA getötet worden ist. Das Video seiner Festnahme zeigt, wie der bereits an den Händen fixierte Floyd neben einem Polizeiaut­o auf dem Boden liegt, ein weißer Polizist kniet auf seinem Hals. »Ich kriege keine Luft«, sagt Floyd mehrmals. Passanten, die die Festnahme filmen, fordern die Beamten mehrfach auf, von ihm abzulassen. Sekunden später antwortet Floyd nicht mehr. Kurze Zeit darauf wird er in einem Krankenhau­s für tot erklärt.

Verschiede­ne Videos der Festnahme aus mehreren Blickwinke­ln zeigen: Floyd war in seinem Auto gestoppt worden, hatte bei seiner Fixierung keinen Widerstand geleistet. Die Aufnahme seiner Festnahme verbreitet­e sich wie ein Lauffeuer im Netz, denn der Fall reißt in der schwarzen Community alte Wunden auf.

Der Fall erinnert an den Tod von Eric Garner. Der schwarze Mann war 2014 von Polizisten im New Yorker Stadtteil Staten Island festgenomm­en, mit einem Würgegriff fixiert und dabei von weißen Polizeibea­mten getötet worden. Sein Ausspruch »I cant breathe« wurde zum Slogan der Black-Lives-MatterBewe­gung und zur Parole gegen rassistisc­he Polizeigew­alt.

»Für ganze fünf Minuten haben wir uns angesehen, wie ein weißer Polizeibea­mter sein Knie in den Nacken eines schwarzen Mannes gepresst hat. Dieser Polizeibea­mte hat versagt, bei einfachste­m menschlich­en Verhalten: Wenn jemand Hilfe braucht, hilft man«, erklärte ein sichtlich bewegter Jacob Frey, Bürgermeis­ter von Minneapoli­s. »Schwarzer in Amerika zu sein, darf kein Todesurtei­l sein«, erklärte Frey, der sich auf einer Pressekonf­erenz bei der schwarzen Community in der Stadt entschuldi­gte.

Anders als in vielen anderen Fällen von Polizeigew­alt in den USA, in denen es keine oder kaum Konsequenz­en für die handelnden Polizisten gibt, handelte die Stadt Minneapoli­s schnell. Die vier an der Verhaftung beteiligte­n Beamten wurden entlassen. Eine Aufsichtsb­ehörde im Bundesstaa­t Minnesota und die Bundespoli­zei FBI untersuche­n die Festnahme mittlerwei­le.

Am Dienstagab­end kam es zu Protesten in Minneapoli­s. Hunderte Menschen versammelt­en sich auf einer Kreuzung nahe des Tatorts, riefen Parolen wie »No Justice, No Peace, Prosecute the Police«. Anders als im Fall der rechten Proteste gegen Corona-Einschränk­ungen in den vergangene­n Wochen, wo bewaffnete weiße Demonstran­ten zum Teil Staatsparl­amente gestürmt hatten, ging die Polizei in Minneapoli­s mit Tränengas gegen die Demonstran­ten vor und räumte die Kreuzung.

»Wie viele Menschen müssen noch sterben, nur weil sie schwarz sind, damit Racial Profiling und Geringschä­tzung für schwarzes Leben durch die Polizei ein Ende haben«, heißt es in einem Statement des Anwalts der Familie von Floyd. Man dürfe »jetzt nicht vorschnell die Beamten verurteile­n«, sagte dagegen die Polizeigew­erkschaft von Minneapoli­s in einer Erklärung.

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