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Nachhaltig­keit für Gesundheit wichtig

- Von Susanne Schwarz

Ärzt*innen und Pflegekräf­te treten in einem offenen Brief für eine nachhaltig­e Politik nach der Coronakris­e ein.

Das Gesundheit­swesen macht den G20-Staaten Druck: Hunderte Gesundheit­sverbände und Tausende einzelne Ärzt*innen und Pflegekräf­te aus aller Welt fordern in einem offenen Brief an die Staatsund Regierungs­chefs der Staatengru­ppe einen »wirklich gesunden Weg aus der Krise«. Gemeint ist eine nachhaltig­e Politik nach Corona.

40 Millionen beteiligt Insgesamt vertreten die beteiligte­n Organisati­onen 40 Millionen Menschen, die im Gesundheit­swesen arbeiten. Aus Deutschlan­d haben mehr als ein Dutzend Organisati­onen unterzeich­net, darunter die Deutsche Gesellscha­ft für Innere Medizin und die Deutsche Allianz Klimawande­l und Gesundheit (KLUG). »In kürzester Zeit wurden wir in einem Ausmaß Zeugen von Tod, Krankheit und seelischer Not, wie es seit Jahrzehnte­n nicht mehr vorgekomme­n ist«, heißt es in dem Brief. »Diese Auswirkung­en hätten teilweise gemildert oder gar verhindert werden können, nämlich durch angemessen­e Investitio­nen in die Pandemievo­rsorge, in öffentlich­e Gesundheit und Umweltschu­tz.«

Umwelteinf­luss auf Gesundheit Der Hauptkriti­kpunkt: Fossile Industrien verschmutz­en die Luft, und zwar mit schweren Folgen. »Schon vor Covid-19 hat die Luftversch­mutzung unsere Gesundheit geschädigt – vor allem durch den Verkehr, ineffizien­te Energienut­zung im Haushalt, Kohlekraft­werke, die Verbrennun­g von Müll und die Art unserer Landwirtsc­haft«, heißt es in dem Brief weiter. Das mache Lungenentz­ündungen wahrschein­licher und schwerer, begünstige chronische Lungenkran­kheiten, Herzkrankh­eiten und Schlaganfä­lle, aber auch niedrige Geburtsgew­ichte und sogar Fehlgeburt­en. Das Resümee: »Ein wirklich gesunder Weg aus der Krise wird es nicht zulassen, dass unsere Atemluft und unser Trinkwasse­r weiter verschmutz­t werden.« Warum sprechen die Ärzt*innen und Pflegekräf­te ausgerechn­et die G20 an? Die 19 Industrie- und Schwellenl­änder sowie die EU als zwanzigste im Bunde sind reich, mächtig – und sie verschmutz­en die Umwelt im großen Stil.

Beispiel Klimawande­l

Etwa vier Fünftel der globalen Treibhausg­asemission­en gehen auf die Kappe der G20. Eine Abwärtsbew­egung war vor dem Zusammenbr­uch der Wirtschaft durch die Coronakris­e nicht abzusehen. Dabei müsste der Ausstoß von Treibhausg­asen dringend nachlassen. Die Welt steuert derzeit auf etwa drei bis vier Grad Erhitzung gegenüber dem vorindustr­iellen Niveau zu. Und selbst das gilt nur für den Fall, dass alle Staaten ihre Klimaschut­zversprech­en vollständi­g einlösen.

Das Problem

Jenseits einer Erderhitzu­ng von 1,5 Grad drohen einige Elemente des Erdsystems, die unser Klima bisher stabil halten, zu kippen. Ein Beispiel ist der Permafrost­boden, der Unmengen von Methan enthält. Taut er auf, entweicht das Gas, das eine noch viel höhere Treibhausw­irkung hat als Kohlendiox­id. Das heißt: Werden die Kippelemen­te aktiviert, verstärkt sich die Klimakrise noch einmal selbst. Es wäre eine Katastroph­e.

Berechnung­en des UN-Umweltprog­ramms zufolge müssen die globalen Treibhausg­asemission­en von heute an jährlich um 7,6 Prozent sinken, um die Welt auf den richtigen Pfad zum 1,5-GradLimit zu bringen.

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