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Einmal klotzen reicht nicht

Kurt Stenger über den Konjunktur­plan der EU-Kommission

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Klotzen statt kleckern – so lautet die Botschaft der EU-Kommission beim Corona-Konjunktur­plan. 750 Milliarden will sie sofort mobilisier­en – vor allem, um finanzschw­achen Mitgliedst­aaten aus der Rezession zu helfen. Angesichts der Größe der EU-Volkswirts­chaft sind solche Summen nötig. Es braucht eine starke Reaktion, um nicht den Fehler der Eurokrise zu wiederhole­n, mit Austerität­sprogramme­n die wirtschaft­lichen und sozialen Probleme noch zu verschärfe­n. Auch ist die Finanzieru­ng solcher Summen kein allzu großes Problem – Kredite gibt es derzeit praktisch zum Nulltarif, und wenn nötig, könnte die Europäisch­e Zentralban­k aushelfen.

Das Klotzen hat daher weniger einen finanziell­en Aspekt als einen politische­n: Die EU-Kommission will das Versagen am Anfang der Coronakris­e vergessen machen und die eigene Position im Brüsseler Institutio­nengefüge stärken. Das wäre auch geboten, denn wenn nationale Egoismen die gesamte EU lahmlegen können, braucht es die Staatenuni­on nicht. Außerdem fehlt es gerade der Eurozone an einer gemeinsame­n Wirtschaft­spolitik.

Es ist jedoch fraglich, ob die Kommission mit ihrem Vorschlag durchkommt, denn Gegenwind gibt es nicht nur von der Staatengru­ppe der »Sparsamen Vier«. Ohnehin lassen sich strukturel­le Probleme nicht mit Ad-hoc-Maßnahmen beseitigen. Einmal klotzen – das reicht nicht.

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