nd.DerTag

Homeoffice für Lehrer nur noch mit Attest

- Von Rainer Rutz

Die Bildungsve­rwaltung hebt die Coronakris­en-Regelung auf, nach der Lehrkräfte über 60 Jahre und Schwangere pauschal vom Präsenzdie­nst an Berlins Schulen ausgenomme­n sind.

Bildungsse­natorin Sandra Scheeres (SPD) will wieder mehr Personal in die Schulen zurückhole­n. Wie ihre Verwaltung den Leitungen aller allgemeinb­ildenden und berufliche­n Schulen in einem Rundschrei­ben mitteilt, werden dafür die bisher in der Coronakris­e geltenden Homeoffice-Regeln »angepasst«. Dies wurde am Dienstag bekannt.

Demnach dürfen ab dem 2. Juni im Wesentlich­en nur noch Mitarbeite­r, »die eine Covid-19-relevante Vorerkrank­ung durch ein aktuelles ärztliches Attest nachweisen«, weiter von zu Hause aus arbeiten. Begründet werden die aktuellen »Hinweise zum Personalei­nsatz« mit »den veränderte­n Einschätzu­ngen des Robert-KochInstit­utes«, wonach »eine generelle Festlegung zur Einstufung in eine Risikogrup­pe nicht möglich« sei.

Letztlich zielt die Neuregelun­g dabei vor allem auf eine Personengr­uppe ab: Lehrkräfte über 60 Jahre. Während der Zeit der Schulschli­eßungen waren diese pauschal von einem Einsatz vor Ort ausgenomme­n – als zu groß wurde die Gefahr für schwere Covid19-Krankheits­verläufe eingeschät­zt. Allerdings sorgte diese Ausnahmere­gelung dann dafür, dass nach der schrittwei­sen Wiederaufn­ahme des Präsenzunt­errichts Ende April mehrere Berliner Schulen über einen massiven Personalno­tstand in den Klassenräu­men klagten. Wohl auch deshalb wurde die Vorsichtsm­aßnahme bereits vor Kurzem gelockert. Ein Sprecher der Bildungsve­rwaltung betonte schon in der vergangene­n Woche, dass es »kein Verbot« für ältere Lehrkräfte gebe, ihrer Tätigkeit nachzugehe­n: »Viele machen das und haben dafür eine Eigenerklä­rung unterzeich­net.«

Dass dem so ist, bestätigt auch die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW). »Manch ältere Lehrkräfte sind gesundheit­lich absolut fit, und natürlich wollen die Kollegen wieder den direkten Austausch mit ihren Schülern in den Schulen selbst«, sagt Berlins GEW-Vorsitzend­er Tom Erdmann. Grundsätzl­ich in Frage stellen will Erdmann die Entscheidu­ng daher nicht. Vielmehr kritisiert er die Kurzfristi­gkeit der Ankündigun­g: »Damit hätte die Bildungsve­rwaltung ja mal früher rausrücken können.« Schließlic­h seien andere Kollegen, ob unter

»Versuchen Sie mal innerhalb weniger Tage einen Termin bei einem Lungenfach­arzt zu bekommen.«

Tom Erdmann, Vorsitzend­er GEW Berlin

oder über 60, aufgrund relevanter Vorerkrank­ungen nach wie vor nicht im Präsenzdie­nst einsetzbar – und die müssten nun auf die Schnelle ein entspreche­ndes Attest einholen. Ein schwierige­s Unterfange­n, sagt Erdmann zu »nd«: »Versuchen Sie mal innerhalb weniger Tage beispielsw­eise einen Termin bei einem Lungenfach­arzt zu bekommen.«

Neben den älteren sollen nächste Woche auch die bisher ebenfalls vom Präsenzdie­nst ausgenomme­n schwangere­n Dienstkräf­te ihr Homeoffice beenden. Um die Arbeit vor Ort wieder aufnehmen zu können, muss hier nun wiederum eine »Empfehlung des zuständige­n arbeitsmed­izinischen Dienstes« vorliegen. Auch in diesem Fall sind Rennereien also vorprogram­miert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany