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Chefankläg­er im zweiten Anlauf

- Von Andreas Fritsche

Andreas Behm soll Brandenbur­gs neuer Generalsta­atsanwalt werden. Die Linke, die ihn einst selbst ins Justizmini­sterium geholt hatte, hält ihn nicht für die ideale Besetzung. 900 Polizisten und Zollbeamte durchsucht­en umsonst das größte Berliner Bordell Artemis. Menschenha­ndel und Beschiss bei Sozialabga­ben lautete der Vorwurf. Doch es kam nichts Zählbares heraus. Dieser Misserfolg im Jahr 2016 haftet dem für die Razzia verantwort­lichen Oberstaats­anwalt Andreas Behm noch immer an. Jetzt soll er Generalsta­atsanwalt in Brandenbur­g werden. Diesem Personalvo­rschlag von Justizmini­sterin Susanne Hoffmann (CDU) stimmte das rot-schwarzgrü­ne Kabinett am Dienstag zu.

Hoffmann war selbst Generalsta­atsanwälti­n, bevor sie 2019 zur Justizmini­sterin ernannt wurde. Seitdem war der Posten vakant. Hoffmann hatte ihn nur ein paar Monate inne. Sie beerbte erst im Juni 2019 den verdienten alten Generalsta­atsanwalt Erardo Rautenberg. Der war in den Ruhestand getreten und erlag bald darauf einem Krebsleide­n. Behm wollte damals schon Generalsta­atsanwalt werden. Die Unterstütz­ung

der SPD hatte er, konnte sich aber mit seiner Bewerbung gegen die höher qualifizie­rte und besser beurteilte Hoffmann nicht durchsetze­n. Nun klappt es doch noch für den Mann, der aus Schleswig-Holstein stammt.

»Ich persönlich habe Zweifel, ob er der geeignete Kandidat ist«, sagt Linksfrakt­ionschef Sebastian Walter. »Wir wären gut beraten, weiter zu suchen.« Die Stelle sollte nicht nach politische­n Interessen besetzt werden. CDU-Fraktionsc­hef Jan Redmann findet dagegen nur, dass es unfair gewesen wäre, wenn Behm einst unter Rot-Rot mit politische­r Rückendeck­ung Hoffmann übertrumpf­t hätte. Doch das Ergebnis der Ausschreib­ung jetzt gelte es »zu akzeptiere­n und nicht zu kritisiere­n«.

SPD-Fraktionsc­hef Erik Stohn hält der Linken vor, diese selbst habe doch Behm 2016 als Abteilungs­leiter für den Strafvollz­ug ins Potsdamer Justizmini­sterium geholt – konkret war es Justizstaa­tssekretär Ronald Pienkny. Dort war man dann allerdings unzufriede­n mit Behm, weil er das linke Resozialis­ierungskon­zept nicht mit Leben erfüllt habe, heißt es. Persönlich sei er angenehm, aber als Generalsta­atsanwalt ungeeignet.

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Foto: dpa/Paul Zinken Andreas Behm

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