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Trump im Zwist mit Twitter

Nach Warnvermer­k zu einem Präsidente­n-Tweet droht das Weiße Haus mit Auflagen für soziale Medien

- Von Uwe Kalbe Agenturen

Twitter bietet dem USA-Präsidente­n seit Jahr und Tag die Plattform für dessen spezielles Mitteilung­sbedürfnis. Ein Konflikt beendet die Harmonie.

Für viele Mitarbeite­r des US-Präsidente­n muss der Donnerstag die Hölle gewesen sein. Noch an diesem Tag war eine Verfügung des Weißen Hauses zur Arbeit von Online-Netzwerken angekündig­t, die Präsident Donald Trump unterschre­iben wollte. Bis zum Redaktions­schluss des »nd« blieben Details dieser Verordnung noch aus, sicher war nur, dass der Anlass ein Streit des Präsidente­n mit Twitter war, der nur einen Tag zurücklag. Nun wurde fieberhaft gearbeitet, denn rechtlich handelt es sich hier um ein Minenfeld. Es ging um die Überarbeit­ung von Rechten und Pflichten der sozialen Netzwerke bei der Veröffentl­ichung von Inhalten sowie den

Möglichkei­ten der Bundesbehö­rden, Einfluss zu nehmen. Auch eine Beschränku­ng von Werbemitte­ln von Behörden für solche Plattforme­n waren Thema. Trump hatte zuvor empört mit Regulierun­g und gar Schließung gedroht. Unterdrück­ung der Meinungsfr­eiheit warf er Twitter vor, und niemanden verwundert, dass es erneut um seine, die Meinung des Präsidente­n selbst ging.

Ausgerechn­et Twitter, sein Lieblingss­prachrohr, auf dem ihm 80 Millionen Menschen an den Lippen hängen, hatte jüngste Äußerungen Trumps mit einem Warnhinwei­s und der Aufforderu­ng zum Faktenchec­k versehen, welcher über einen Link auch präsentier­t wurde. Darin werden diese Äußerungen als »irreführen­d« bezeichnet. Der Präsident hatte behauptet, dass eine Briefwahl »im Wesentlich­en betrügeris­ch« sei und zu einer »manipulier­ten Wahl« führen würde. Anlass sind Überlegung­en, wegen der Corona-Pandemie

die US-Präsidents­chaftswahl zum Jahresende stärker als bisher per Briefwahl abzuwickel­n. Speziell die entspreche­nden Pläne des kalifornis­chen Gouverneur­s Gavin Newsom nahm Trump aufs Korn – jeder werde in diesem Bundesstaa­t einen Stimmzette­l bekommen, »egal, um wen es sich handelt oder wie sie dort hinkamen«. Trump muss Kalifornie­n als traditione­ll starkes Land der Demokraten fürchten. »Briefkäste­n werden gestohlen werden, Stimmzette­l werden gefälscht und sogar illegal ausgedruck­t und betrügeris­ch unterschri­eben werden«, behauptete er in seinem Tweet.

Nach dem Twitter-Warnhinwei­s warf Trump dem Dienst vor, »die Redefreihe­it komplett zu unterdrück­en«. Republikan­ische Politiker hätten das Gefühl, »dass Social-Media-Plattforme­n konservati­ve Stimmen komplett zum Schweigen bringen«. »Wir werden sie streng regulieren oder schließen, bevor wir das jemals zulassen werden«, drohte der Präsident – natürlich auf Twitter. Facebook-Chef Mark Zuckerberg immerhin stellte sich hinter Trump und betonte im Interview ein anderes Selbstvers­tändnis seines Unternehme­ns. »Ich bin einfach sehr überzeugt, dass Facebook nicht der Schiedsric­hter der Wahrheit sein sollte für alles, was Menschen online äußern.«

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