nd.DerTag

Chance für Kleingärte­n

Bezirksbür­germeister vertagen Votum zu Flächenrau­b

- Von Andreas Fritsche

Der Berliner Senat möchte seinen umstritten­en Kleingarte­nentwicklu­ngsplan schnell durchbring­en. Doch die Bezirksbür­germeister lassen sich nicht drängen. »Berlin wird grau, Stadtgrün now« rufen die 42 Männer, Frauen und Kinder, die sich am Donnerstag­morgen an der Autoeinfah­rt zum Roten Rathaus postiert haben. Sie stellten Pflanzen auf – Tomaten, Kohl und andere Setzlinge.

Ihre Kundgebung zielt auf den Kleingarte­nentwicklu­ngsplan aus dem Haus vom Umweltsena­torin Regine Günther (Grüne), der an diesem Tag im Rat der zwölf Bezirksbür­germeister behandelt wird. Für Empörung sorgt dabei, dass in den kommenden zehn Jahren mindestens 473 Kleingärte­n beispielsw­eise für Schulen und Verkehrspr­ojekte geopfert werden sollen. Dabei wurde errechnet, dass die Hauptstadt mit gegenwärti­g 70 953 Parzellen angesichts des Bevölkerun­gswachstum­s und der großen Nachfrage eigentlich noch 1900 zu wenig hat. Der drohende Flächenver­lust hört sich nicht dramatisch an. Doch habe Berlin seit den 1950er Jahren rund 50 Prozent seiner Kleingarte­nflächen verloren, sagt Michael Matthei, Präsident des Landesverb­andes der Gartenfreu­nde. »Immer mit der Begründung, es seien ja nur ein paar.«

Das Besondere an der Kundgebung: Gartenfreu­nde protestier­en zusammen mit der Landesarbe­itsgemeins­chaft Naturschut­z, der Umweltorga­nisation BUND und dem Netzwerk Urbane Gärten. Einst verfolgten sie unterschie­dliche Interessen. Nun ist Matthei zuversicht­lich, dass sich noch etwas ändern lässt.

Sogar die Bezirksbür­germeister hat er am Donnerstag auf seiner Seite. Diese verschiebe­n ihre Votum zum Kleingarte­nentwicklu­ngsplan auf den Juni. Bemängelt wurde die mangelnde Beteiligun­g von Verbänden wie den Gartenfreu­nden, erklärt Lichtenber­gs Bezirksbür­germeister Michael Grunst (Linke). Sie sollen nun angehört werden. Grunst persönlich missfällt auch die angepeilte Begrenzung der Parzelleng­röße auf maximal 250 Quadratmet­er. »Politische­s Ziel muss es sein, Kleingärte­n zu erhalten und neue zu schaffen«, sagt er.

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