Chance für Kleingärten
Bezirksbürgermeister vertagen Votum zu Flächenraub
Der Berliner Senat möchte seinen umstrittenen Kleingartenentwicklungsplan schnell durchbringen. Doch die Bezirksbürgermeister lassen sich nicht drängen. »Berlin wird grau, Stadtgrün now« rufen die 42 Männer, Frauen und Kinder, die sich am Donnerstagmorgen an der Autoeinfahrt zum Roten Rathaus postiert haben. Sie stellten Pflanzen auf – Tomaten, Kohl und andere Setzlinge.
Ihre Kundgebung zielt auf den Kleingartenentwicklungsplan aus dem Haus vom Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne), der an diesem Tag im Rat der zwölf Bezirksbürgermeister behandelt wird. Für Empörung sorgt dabei, dass in den kommenden zehn Jahren mindestens 473 Kleingärten beispielsweise für Schulen und Verkehrsprojekte geopfert werden sollen. Dabei wurde errechnet, dass die Hauptstadt mit gegenwärtig 70 953 Parzellen angesichts des Bevölkerungswachstums und der großen Nachfrage eigentlich noch 1900 zu wenig hat. Der drohende Flächenverlust hört sich nicht dramatisch an. Doch habe Berlin seit den 1950er Jahren rund 50 Prozent seiner Kleingartenflächen verloren, sagt Michael Matthei, Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde. »Immer mit der Begründung, es seien ja nur ein paar.«
Das Besondere an der Kundgebung: Gartenfreunde protestieren zusammen mit der Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz, der Umweltorganisation BUND und dem Netzwerk Urbane Gärten. Einst verfolgten sie unterschiedliche Interessen. Nun ist Matthei zuversichtlich, dass sich noch etwas ändern lässt.
Sogar die Bezirksbürgermeister hat er am Donnerstag auf seiner Seite. Diese verschieben ihre Votum zum Kleingartenentwicklungsplan auf den Juni. Bemängelt wurde die mangelnde Beteiligung von Verbänden wie den Gartenfreunden, erklärt Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke). Sie sollen nun angehört werden. Grunst persönlich missfällt auch die angepeilte Begrenzung der Parzellengröße auf maximal 250 Quadratmeter. »Politisches Ziel muss es sein, Kleingärten zu erhalten und neue zu schaffen«, sagt er.