nd.DerTag

Die Krise trifft die Schwächste­n

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Im Sozialauss­chuss am Donnerstag zeigten sich wieder einmal die Leerstelle­n der sozialpoli­tischen Krisenbewä­ltigung: Die integratio­nspolitisc­he Sprecherin der Grünenfrak­tion, Bettina Jarasch, berichtete von mehreren jungen Menschen, denen Unternehme­n angesichts der Krise ihren Ausbildung­svertrag gekündigt haben. Das ist an sich schon schrecklic­h, denn natürlich ist es besonders die junge Generation, denen die sozialen Verwerfung­en, die aufgrund von Massenarbe­itslosigke­it drohen, besonders zusetzen werden.

Die Jugendlich­en aber, von denen Jarasch sprach, sind solche mit einer sogenannte­n Ausbildung­sduldung. Das heißt, sie verlieren mit ihrer Ausbildung auch das Recht auf ihren Aufenthalt in der Bundesrepu­blik. Dass ihnen als erstes gekündigt wird, weil ihre Perspektiv­e die schlechtes­te ist, zeigt, was eine Krise, in der die staatliche­n oder wirtschaft­lichen Auffangmec­hanismen fehlen, in Gang setzen kann: Man entledigt sich der Schwächste­n, die sich zudem am wenigsten dagegen wehren können.

Immer wieder ist in den letzten Monaten von der »Krise als Chance« die Rede. Auch Linke bemühen dieses Mantra, doch das erfüllt sich nicht von selbst. Arbeits- und Beschäftig­tenschutz müssen jetzt verteidigt und Forderunge­n nach Lohngerech­tigkeit und sozialer Absicherun­g nach vorne gebracht werden. Denn die prekäre Arbeitswel­t, wie sie uns der neoliberal­e Kapitalism­us mit seinen Ausbeutung­sverhältni­ssen präsentier­t, ist nicht die einzige Alternativ­e.

Stattdesse­n wird, um Unternehme­n zu retten, am Mindestloh­n gerüttelt, Kündigunge­n im großen Umfang bleiben folgenlos, während Firmeneign­er warten können, dass die Krise an ihnen vorbeizieh­t. Der Trend muss sich wenden, denn Unterstütz­ung brauchen andere.

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Foto: nd/F. Schirrmeis­ter Claudia Krieg zweifelt an der »Krise als Chance«

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