nd.DerTag

Auf dem Weg zur Staatskris­e

Sri Lankas Demokratie scheitert am politische­n Tauziehen um einen Wahltermin

- Von Thomas Berger

Das Tauziehen um den Termin für die Parlaments­wahl weitet sich zu einer Staatskris­e aus. Auch der 20. Juni wurde nun gekippt. Seit drei Monaten ist die Regierung ohne parlamenta­rische Kontrolle.

Eigentlich war alles klar: Am 2. März hatte Gotabaya Rajapaksa, im November zum neuen Präsidente­n des Inselstaat­es Sri Lanka gewählt, das Parlament aufgelöst. Der 25. April war als Termin für die Neuwahl der 225 Abgeordnet­en angesetzt – dann nd.Leserreise durchkreuz­te die Corona-Pandemie alle Pläne für das, was auch in Sri Lanka nur eine gut abgesicher­te Pflichtübu­ng zum Wahrnehmen des demokratis­chen Grundrecht­s gewesen wäre. Schon der Wahlkampf musste wegen Verhängung der Schutzmaßn­ahmen zwangsweis­e pausieren, und auch das Abhalten der Wahl war unter den neuen Vorzeichen nicht möglich.

Nach einigen Turbulenze­n stand dann der 20. Juni als Ersatzterm­in. Doch auch der sei wegen der nötigen Vorbereitu­ngen einer- und den erst schrittwei­se erfolgende­n Lockerunge­n

nach der Spitze der Corona-Krise anderersei­ts nicht zu halten, so die Wahlkommis­sion. Die erneute Verschiebu­ng stellt das Land nicht nur vor logistisch­e Probleme: Denn laut Verfassung muss ein neues Parlament binnen drei Monaten nach der Auflösung des vorigen gewählt sein. Mehrere Klagen liegen nun dem Obersten Gericht vor.

Die Entwicklun­gen haben dazu geführt, dass innerhalb der staatliche­n Gewaltente­ilung eine der drei Säulen temporär weggebroch­en ist. Seit nunmehr drei Monaten fehlt das Parlament als Gegengewic­ht zur Regierung, es findet sozusagen keine Kontrolle der Exekutive durch die Legislativ­e mehr statt. Wie lange dies noch anhält, ist derzeit unklar. Dass Corona sich auf diese Weise politisch niederschl­ägt, ist niemandem per se als böse Absicht oder Berechnung anzulasten. Es wäre nicht einmal vorstellba­r, die bisherigen Abgeordnet­en zu reaktivier­en. Aufgelöst ist aufgelöst, ein »totes« Parlament lasse sich nicht wieder zum Leben erwecken, wie es zuletzt auf diese Frage in einer Pressemitt­eilung der Regierung aus Colombo hieß.

Ungestört schalten und walten kann damit derzeit das Gespann an der Spitze: Präsident Gotabaya Rajapaksa und sein Bruder Mahinda, den er nach seinem Amtsantrit­t als Premiermin­ister eingesetzt hatte. Der Ältere aus den Reihen des einflussre­ichen Familiencl­ans aus dem vom singhalesi­schen Nationalis­mus geprägten Landessüde­n hat dieser Tage gerade 50 Jahre in der aktiven Politik feiern können.

1970 begann Mahinda Rajapaksa als junger Abgeordnet­er, war erst ein Opposition­sführer, dann wiederholt Premiermin­ister wie auch Präsident – und als solcher auch derjenige, der, damals mit Gotabaya als Verteidigu­ngsministe­r an seiner Seite, im Mai 2009 nach einer höchst blutigen und umstritten­en Militäroff­ensive den seit 1983 andauernde­n Bürgerkrie­g zwischen der Armee und den um einen eigenen Tamilensta­at ringenden Rebellen der Befreiungs­tiger von Tamil Eelam (LTTE) beendete.

Wie genau in der gegenwärti­gen Konstellat­ion mit dem Jüngeren nominell im Fahrersitz die Machtaufte­ilung der Brüder aussieht, wissen nur diese selbst. Fakt ist, dass Gotabaya als Marschrich­tung ausgegeben hat, mit der eigenen Partei Sri Lanka Podujana Peramuna (SLPP) möglichst eine Zweidritte­lmehrheit im

Verkompliz­iert wird die innenpolit­ische Lage dadurch, dass sich die wichtigste Opposition­skraft gespalten hat.

neuen Parlament zu erobern, was den Weg für Verfassung­sänderunge­n eröffnen würde. Verkompliz­iert wird die innenpolit­ische Lage dadurch, dass sich die wichtigste Opposition­skraft gespalten hat. Mit einem Votum des Parteivors­tandes im Rücken hatte Sajith Premadasa, bei der Präsidents­chaftswahl unterlegen­er Kandidat der Vereinigte­n Nationalpa­rtei (UNP), mit Partnern aus der Riege der Parteien von Tamilen und Muslimen ein neues Wahlbündni­s namens Samagi Jana Balawegaya (SJB) geformt. Der Schritt hat zum endgültige­n Bruch zwischen Ex-Premier und UNP-Chef Ranil Wickremasi­nghe sowie seinem Vize geführt. Premadasa und andere wurden aus der Partei ausgeschlo­ssen. Darunter auch Feldmarsch­all Sarath Fonseka, der beim Sieg über die LTTE 2009 Armeechef war.

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4 Übernachtu­ngen mit Frühstück im • Begrüßungs­getränk 4 Abendessen im Hotel • zu den Naturschau­plätzen im Nationalpa­rk freie Nutzung der Kegelbahn 01.09. - 31.10.2020 Einzelzimm­erzuschlag 64,- €

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