nd.DerTag

Mehr Rechte für Prostituie­rte

- Claudia Krieg über richtige Erfolge falscher Vereine

An den steigenden Zahlen von Personen, die mit den neuesten Lockerunge­n zu Versammlun­gen, in Lokale, Freibäder und Freilichtk­inos gelassen werden, könnte man meinen, im Open-Air-Bereich kommt vieles langsam wieder ins Rollen. Vielleicht kann der Sommer doch noch einige Existenzen retten, die befürchtet hatten, dass für sie die Einnahmen der gesamten Saison ins Wasser fallen würden.

Die Sexarbeite­r*innen in der Hauptstadt bleiben allerdings bis auf weiteres von dieser Hoffnung ausgeschlo­ssen. Für sie gilt coronabedi­ngt weiterhin das Berufsverb­ot, auch wenn ihnen nun keine Bußgelder mehr drohen, wenn sie gegen die Auflage verstoßen. Das mag für christlich­e Vereine wie Sisters und Neustart, die sich den Kampf gegen Prostituti­on auf die Fahnen geschriebe­n haben, eine gute Nachricht sein. Wenn eine Strafe für häufig prekär arbeitende Menschen wegfällt, ist es das auch. Aber woher kommt das Lob? Der Verein Hydra, der Beratung für Prostituie­rte anbietet, hält Vereine für »verwerflic­h«, die sich zu »scheinbare­n Fürspreche­rn der Sexarbeite­nden erheben«. Ihnen gehe es darum, die Krise zu nutzen, um einmal mehr ihre Forderung nach Freierkrim­inalisieru­ng zum Ausdruck zu bringen.

Gerade zum Internatio­nalen Hurentag am 2. Juni sollte es statt um Verbote deshalb um mehr Rechte und Entkrimina­lisierung gehen. Wo sich Arbeitsbed­ingungen verbessern, gibt es auch weniger Gewalt und Zwang. Das betrifft schließlic­h nicht nur Sex-, sondern jede Form von Arbeit.

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Foto: nd/F. Schirrmeis­ter

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