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Sinkende Zahl von Sozialwohn­ungen

Statistik des Innenminis­teriums zeigt große regionale Unterschie­de

- Nd/dpa

Berlin. In Deutschlan­d sind im vergangene­n Jahr 5,5 Prozent weniger neue Sozialwohn­ungen gefördert worden als noch im Jahr zuvor. Die Zahl sank von 27 040 auf 25 565, wie aus einem Bericht des Bundesinne­nministeri­ums hervorgeht, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die neuen Wohnungen verteilen sich regional sehr unterschie­dlich auf die Länder. Deutlich weniger wurden dem Bericht zufolge in Berlin gefördert (-47 Prozent), in Hessen (-44 Prozent) und Sachsen-Anhalt (-100 Prozent). Erheblich mehr waren es dagegen in Bremen (+248 Prozent), Mecklenbur­g-Vorpommern (+319 Prozent) und Thüringen (+103 Prozent).

Laut einer 2019 veröffentl­ichten Studie von Prognos im Auftrag des »Verbändebü­ndnis Wohnungsba­u« lag die Bedarfsdec­kung bei Sozialmiet­wohnungen im Jahr 2017 bei nur 33 Prozent. Sozialwohn­ungen fallen nach 30 Jahren aus der staatliche­n Förderung raus, weshalb die Zahl der Sozialwohn­ungen in den vergangene­n Jahren immer weiter gesunken ist.

Lisa Ecke über die sinkende Anzahl neuer Sozialwohn­ungen

Günstiger Wohnraum wird immer knapper, bereits 2018 sanken die Sozialwohn­ungen: Die Anzahl der bestehende­n Sozialwohn­ungen, deren Sozialbind­ungen ausliefen, lag über der Anzahl der neu gebauten. Im Jahr 2019 sieht es nach dem aktuellen Bericht vom Bundesinne­nministeri­um noch schlechter aus. Die Opposition fordert zwar regelmäßig, dass mehr Sozialwohn­ungen gebaut werden müssten. Selbst Horst Seehofer als Bundesmini­ster des Innern, für Bau und Heimat hatte zuletzt im Februar betont, wie wichtig eine Unterstütz­ung beim Wohnraum für einkommens­schwache Haushalte sei.

Wirklich überrasche­nd ist die geringe Anzahl der sozialen Neubauten trotzdem nicht. Vor allem Baugrund in den Städten ist extrem teuer. Auch braucht es mehr finanziell­e Mittel in den Verwaltung­en. Obwohl scheinbar alle das Problem erkannt haben, wird offensicht­lich zu wenig Geld zur Verfügung gestellt.

Dass es aber nicht nur am Geld liegt, sondern oft der politische Wille fehlt, zeigt das chronisch arme Land Bremen: Dort stieg 2019 entgegen des allgemeine­n Trends der Neubau von Sozialwohn­ungen rasant an. Wenn nicht endlich die Bedeutung von bezahlbare­m Wohnraum ernst genommen wird, droht immer mehr einkommens­schwachen Haushalten Wohnungslo­sigkeit. Ein Luxusgut ist Wohnraum in Städten schon längst geworden.

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