nd.DerTag

Mit Billigung

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Ines Wallrodt über möglichen Arbeitspla­tzabbau bei der Lufthansa

Soll keiner sagen, es hätte keine Warnung gegeben. Dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr den Konzern auf dem Rücken der Beschäftig­ten umbauen will, war bekannt, bevor der Staat mit Milliarden Steuergeld­ern einsprang. Trotzdem gaben sich Union und SPD mit einer stillen Beteiligun­g zufrieden, verzichtet­en darauf, Einfluss auf die Geschäftsp­olitik zu nehmen. Nicht einmal eine Arbeitspla­tzgarantie oder den Erhalt tarifliche­r Standards machten sie zur Bedingung. Nun muss die Regierung zusehen, wie der Konzern Tausende Beschäftig­te ins Leere fallenlass­en will. War es Dummheit? Fahrlässig­keit? Oder doch politische­s Programm? Die Bundesregi­erung hätte mit der Summe von neun Milliarden Euro die Lufthansa zweimal kaufen können. Doch aus reiner Ideologie lehnte sie es ab, aus dem Konzern wieder einen Staatsbetr­ieb zu machen. Sie hat damit die Chance auf demokratis­che Steuerung verschenkt, die Chance, aus einem dividenden­getriebene­n Konzern ein Unternehme­n zu machen, das an sozialen und ökologisch­en Zielen orientiert ist.

Das Desaster war vorhersehb­ar. Deshalb muss darüber geredet werden, wer dafür die Verantwort­ung trägt. Die Verantwort­lichen sitzen in der Spitze des Lufthansa-Konzerns und in der Großen Koalition. Union und SPD haben den Schaden für Tausende Beschäftig­te und für die Steuerzahl­er billigend in Kauf genommen. Ab jetzt hat stille Beteiligun­g eine neue Bedeutung.

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