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Rettung von Lufthansa in der Kritik

- Von Simon Poelchau

Insgesamt elf Milliarden Euro bekommt die Lufthansa an Hilfen von europäisch­en Staaten. Doch eine Beschäftig­ungsgarant­ie musste sie deswegen nicht abgeben.

Die Bundesregi­erung hat das geplante Rettungspa­ket für die Lufthansa offiziell bei der EU-Kommission angemeldet. Dies berichtet die Nachrichte­nagentur dpa am Montag unter Berufung auf die Brüsseler Behörde. Dabei reißt die Kritik an den Staatshilf­en für die Airline nicht ab. Dies liegt auch daran, dass der Konzern nun 22 000 Stellen in Deutschlan­d streichen will. »Das massive Rettungspa­ket rettet also weder die verbleiben­den Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er von Lufthansa noch von Brussels Airlines, sie rettet den Anteil der Aktionäre«, heißt es in einer Stellungna­hme linker Europapoli­tiker*innen, die »neues deutschlan­d« vorliegt. Unterschri­eben haben das Papier unter anderem die Spitzenkan­didatin der Linksparte­i bei den vergangene­n Europawahl­en, Özlem Demirel, der Europa-Abgeordnet­e Marc Botenga von der Partei der Arbeit Belgiens (PTB) und die Linksparte­i-Bundestags­abgeordnet­e Susanne Ferschl.

Lufthansa erhält wohl elf Milliarden Euro Hilfsgelde­r Der wegen der Coronakris­e ins Straucheln geratene LufthansaK­onzern erhält laut dem Papier insgesamt rund elf Milliarden Euro an Hilfsgelde­rn von europäisch­en Regierunge­n. Neben den Milliarden aus Deutschlan­d fließen umgerechne­t 1,2 Milliarden Euro von der Schweiz, 767 Millionen Euro von Österreich und vermutlich 400 Millionen Euro von Belgien in den Konzern. »In Belgien bereitet sich der Staat darauf vor, Hunderte von Millionen Euro an ein Unternehme­n zu geben, das er selbst für 67 Millionen verkauft hat«, schreiben die Abgeordnet­en.

Ihre Kritik richtet sich vor allem gegen die EU-Kommission, die nach Verhandlun­gen unter Auflagen grünes Licht für die Staatshilf­en gab. Diese sehen lediglich vor, dass Lufthansa 24 Start- und Landerecht­e – sogenannte Slots – an ihren wichtigste­n Flughäfen München und Frankfurt/Main an die Konkurrenz abgeben muss. Auch die Bundesregi­erung hat weder Beschäftig­ungsgarant­ien noch Zusagen zu mehr Klimaschut­z verlangt. »Unsere Steuergeld­er dürfen nicht für Entlassung­spläne oder für die Umsetzung einer ›Ryanairisi­erung‹ der Branche verwendet werden«, monieren die Politiker*innen nun mit Verweis auf den Billigflie­ger Ryanair, der wegen seiner Arbeitsbed­ingungen immer wieder in der Kritik war.

Neun Milliarden Euro Gewinn in den vergangene­n fünf Jahren Es dürfe nicht vergessen werden, dass in den vergangene­n Jahren »dank der harten Arbeit der Flughafenc­ommunity viel Wohlstand« geschaffen worden sei, geben die linken Abgeordnet­en in ihrer Stellungna­hme zu bedenken und verweisen darauf, dass der Lufthansa-Konzern in den letzten fünf Jahren einen Gewinn von neun Milliarden Euro erzielt habe – ebenjene Summe, die er nun in Form von Krediten und Kapitalein­lagen vom hiesigen Fiskus zur Verfügung gestellt bekommt. Mitarbeite­r*innen von Fluggesell­schaften und Flughäfen seien aber »nicht einfach nur eine Zeile in einer Bilanz«, so die Stellungna­hme. »Sie verdienen Respekt. Es ist ganz sicher nicht ihre Aufgabe, die Krise der Branche zu zahlen.«

So fordern die linken Politiker*innen eine »völlig andere Logik« bei der Rettung von Unternehme­n: »Wenn der Staat Unternehme­n mit Steuergeld­ern unterstütz­t, sollte er als Vertreter der Interessen der Menschen auftreten und nicht als stiller Teilhaber in der Unternehme­nslobby.«

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