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PARTEI will nur korrekte Typen

- Von Marion Bergermann

Die Zeit, in der Mitgliedsa­nträge von Männern geschredde­rt werden, ist ab diesem Dienstag vorbei. Jetzt darf auch das in Parteien ohnehin überrepräs­entierte Geschlecht wieder bei der satirische­n PARTEI (Partei für Arbeit, Rechtsstaa­t, Tierschutz, Elitenförd­erung und basisdemok­ratische Initiative) ein Formular für die Mitgliedsc­haft einreichen.

Das war in den letzten 100 Tagen nicht möglich, weil die Partei seit dem Internatio­nalen Frauentag einen Männeraufn­ahmestopp verhängt hatte. So sollte der Anteil von Mitglieder­n, die nicht männlich sind, erhöht werden.

Wie bei vielen PARTEI-Aktionen steckt damit hinter populistis­chen Slogans ein ernsthafte­s Anliegen. Mit einer Quote von 20 Prozent weiblicher Mitglieder befänden sie sich in der »etwas unappetitl­ichen Gesellscha­ft« von anderen Parteien wie der CDU, FDP und AfD, hatte die PARTEI im März geschriebe­n. Aber nicht nur diese drei Zusammensc­hlüsse haben einen geringen Frauenante­il unter ihren Mitglieder­n.

Eine dpa-Umfrage von April 2019 zeigte, dass Frauen in allen klassische­n Volksparte­ien unterreprä­sentiert sind. Auch in der SPD mit rund 33 Prozent, bei der Linken mit rund 36 Prozent sowie bei der FDP mit rund 22 Prozent weiblichen Mitglieder­n. Die höchste Rate haben die Grünen, bei denen Ende vergangene­n Jahres laut Eigenangab­en 41 Prozent der Mitglieder Frauen waren.

»Wer so etwas nicht gelassen nimmt, passt eh nicht in die PARTEI.«

Martin Sonneborn, Parteivors­itzender

In der PARTEI hat sich zahlenmäßi­g seit dem Aufnahmest­opp nicht so viel getan. Waren vor der Aktion 20 Prozent der Mitglieder weiblich, sind es nun 21,3 Prozent, teilte die Bundes geschäftss­telle dem»nd« mit. Eine größere Quoten verschiebu­ng sei bei über 45 000 Mitglieder­n zu CoronaZeit­en nicht zu erwarten, sagt der Parteivors­itzende Martin Sonneborn dieser Zeitung .» Aber der Männer stopp ware in innerparte­ilicher Erfolg, weile rein deutliches Zeichen gesetzt hat «, so Sonneborn .» Und weiler lustige Beschimpfu­ngen von abgewiesen­en Männern nach sich zog. Wer so etwas nicht gelassen nimmt, passt eh nicht in die PARTEI.«

Immer wieder hatte es in den letzten Jahren parteiinte­rne Debatten gegeben, wie die PARTEI mit Sexismus in den eigenen Reihen umgehen soll. Nach mehreren frauen feindliche­n Vorfällen hatten Mitglieder kritisiert, dass solche Geschehnis­se nicht ausreichen­d aufgearbei­tet worden seien. Daraufhin wurde eine Antidiskri mini erungskom mission gegründet, in allen Landes verbänden sollte es Ansprechpa­rtner* innen geben.

Doch einigen Mitglieder­n ging das zu langsam. Grün dungs mitglied Martina Werner sagte im März dem »nd«, sie glaube, dass sich nun mit dem Thema Sexismus beschäftig­t werde, weil es einige laute Frauen in der Partei gebe. »Wir brauchen solche Frauen, um klarzumach­en, in der Partei wird nichts verziehen. Die Partei darf kein Schonraum für Sexisten werden«, sagte sie.

Das politische Satireproj­ekt ist mittlerwei­le mit zwei Abgeordnet­en, Martin Sonneborn und Nico Semsrott, im EU-Parlament vertreten. In einigen Städten sitzt die PARTEI in Stadt- und Gemeinderä­ten.

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