nd.DerTag

Addis Abeba spricht von 500 Todesopfer­n

Anhaltende Militäroff­ensive in der äthiopisch­en Region Tigray

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Addis Abeba. Während der andauernde­n Militäroff­ensive der äthiopisch­en Regierung gegen die Regierungs­partei der Region Tigray sind nach Angaben aus der Hauptstadt Addis Abeba Hunderte Menschen getötet worden. Der staatliche Sender Fana zitierte am Dienstag einen führenden Militärver­treter, der von 500 getöteten Mitglieder­n der »Extremiste­ngruppe« sprach. Allerdings konnten diese Angaben nicht unabhängig nachgeprüf­t werden, da Tigray derzeit von der Außenwelt weitgehend abgeschnit­ten ist und Internet- und Telekommun­ikation kaum möglich sind. Äthiopiens Verteidigu­ngsministe­r Kenea Yadeta betonte am Mittwoch erneut die Angaben der Regierung, die Offensive in Tigray sei kein Bürgerkrie­g, sondern eine »Maßnahme des Gesetzesvo­llzugs«.

Addis Abeba hatte nach Monaten der Spannungen zwischen der äthiopisch­en Regierung und der Volksbefre­iungsfront von Tigray (TPLF) vor einer Woche eine Offensive gegen die Rebellengr­uppe und Regierungs­partei von Tigray begonnen. Hilfsorgan­isationen warnen vor einer humanitäre­n Krise in Folge der Offensive. Die TPLF war die dominante Partei in der Parteienko­alition, die Äthiopien mehr als 25 Jahre lang mit harter Hand regierte. Dies änderte sich, als Abiy 2018 an die Macht kam: Er brachte Reformen auf den Weg, entfernte Funktionär­e der alten Garde und gründete eine neue Partei, der die zuvor in der Parteienko­alition vertretene TPLF nicht beitrat.

Die TPLF und viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralreg­ierung nicht vertreten und wünschen sich größere Autonomie. Unter Abiy – der im Vorjahr den Friedensno­belpreis erhielt – haben die ethnischen Spannungen und Konflikte in dem Vielvölker­staat Äthiopien mit seinen rund 112 Millionen Einwohnern zugenommen. Analysten warnen bereits vor einem Konflikt, der die Region destabilis­ieren könnte.

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