nd.DerTag

Spiel mit hohen Einsätzen

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Peter Steiniger zur möglichen Blockade des EU-Haushalts durch Orbán

Nun steht er, der langfristi­ge Haushalt der Europäisch­en Union. Und fällt mit Ungarn. Die Regierung von Viktor Orbán droht einmal mehr damit, ihr Veto einzulegen. Stein des Anstoßes sind für sie die beschlosse­nen Regeln zur Streichung von EU-Geldern bei Rechtsstaa­tsverstöße­n, von denen sich Ungarn, aber auch das PiS-regierte Polen, direkt angesproch­en fühlen dürfen. Orbán schätzt richtig ein, dass der Mechanismu­s, bei dem über Kürzungen mit Mehrheit entschiede­n wird, politische­s Druckmitte­l sein soll. Für Ungarn geht es dabei nicht um Peanuts. Kein Mitgliedsl­and der EU erhält pro Kopf mehr Geld aus dem EU-Haushalt als die Maygaren. Auch der familiäre Filz des Ministerpr­äsidenten nutzt gern EU-Fördermitt­el.

Mit einem Veto schneidet sich Ungarn auch ins eigene Fleisch, die EU müsste ihr Paket anders schnüren. Doch ein Kompromiss wäre aus Orbáns Sicht einzig ein Mechanismu­s, der in der Realität nicht greift. Denn vom autoritäre­n Staatsumba­u wird er nicht abrücken. Gerade will seine Partei das Wahlsystem per Gesetz weiter zuungunste­n der Opposition verändern. Rechte Identitäts­politik in Genderfrag­en, die sich mit der Grundrecht­echarta der EU nicht verträgt, soll sich in einer Verfassung­sänderung niederschl­agen. CSU-Freund Orbán weiß, wie man am Stammtisch populär bleibt.

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