nd.DerTag

Widerstand statt Symbolpoli­tik

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Erklärunge­n zum Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen reichen nicht, findet Claudia Krieg

Ob als sexistisch­er Spruch oder Gewaltfant­asie, als physische oder psychische Bedrohung, als Missbrauch oder Mord: Frauen erleben tagtäglich und viele ihr Leben lang Gewalt. Weil sie Frauen sind.

Hohen Zahlen und einer hohen Dunkelziff­er steht ein chronisch unterfinan­ziertes und lückenhaft­es Hilfesyste­m für gewaltbetr­offene Frauen gegenüber. Das wird im Jahr der Pandemie besonders deutlich. Frauen und Mädchen verlieren im Lockdown ihre Schutzräum­e, wenn sie von familiärer Gewalt betroffen sind. Jobverlust und Kontaktbes­chränkunge­n verschärfe­n die Situation noch. Bis auf die rechtsextr­eme und frauenfein­dliche AfD fordern alle Parteien, Gewerkscha­ften und Sozialträg­er in Deutschlan­d anlässlich des 25. Novembers eine bessere Ausstattun­g und mehr Prävention, Aufklärung und Bildung zum Thema Gewalt gegen Frauen. Dass es darüber hinaus immer noch an zukunftsfe­sten Finanzieru­ngsplänen mangelt, ist ein Skandal.

Keine Frau und kein Mädchen wird von einer gehissten Anti-Gewalt-Fahne oder einer der Erklärunge­n geschützt, wie sie anlässlich dieses Tages massenhaft abgegeben werden. Dank der neuen weltweiten feministis­chen Bewegungen, die sich gegen die strukturel­le Gewalt an Frauen richten, dürfte im öffentlich­en Bewusstsei­n mittlerwei­le immerhin angekommen sein, dass diese Form geschlecht­sspezifisc­her Unterdrück­ung keine Privatange­legenheit ist. Frauen überall auf der Welt sagen der männlichen Gewalt den Kampf an, kollektiv, auf der Straße, mutig und mit Mitteln der Selbstvert­eidigung. Sie warten nicht ab, bis wieder eine Frau geschlagen oder ermordet wird: »Ni una menos« – Nicht eine weniger! Wer diese Forderung ernst meint, handelt sofort und nicht erst, wenn es zu spät ist.

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