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Pompeos Abschiedst­our

US-Außenminis­ter macht den Iran als gemeinsame­n Feind der arabischen Staaten aus

- KARIN LEUKEFELD

Zehn Tage ist der scheidende US-Außenminis­ter Mike Pompeo durch einige europäisch­e Staaten, nach Israel und in die arabische Golfregion gereist. Im Zentrum stand die Politik gegen den Iran.

Die Dauer spricht für sich. Der Schwerpunk­t der jüngsten Reise von US-Außenminis­ter Mike Pompeo war ein dreitägige­r Aufenthalt in Israel. Dort stattete er gleich zwei Gebieten Besuche ab, die völkerrech­tlich nicht zu Israel gehören. In einer illegalen jüdischen Siedlung im von Israel besetzten palästinen­sischen Westjordan­land besuchte Pompeo ein Weingut. Er erklärte, dass man fortan alle Aktivitäte­n der Bewegung »Boykottier­en, Desinvesti­tionen und Sanktionen« (BDS) in den USA verbieten und ihnen öffentlich­e Gelder entziehen werde. Produkte, die in jüdischen Siedlungen in den besetzten palästinen­sischen Gebieten hergestell­t würden, sollten fortan als »Made in Israel« legal verkauft werden, das entspreche der Realität. Die Weinkeller­ei bedankte sich mit einem Wein »Pompeo« bei dem scheidende­n Außenminis­ter.

In Begleitung des israelisch­en Außenminis­ters Gabi Aschkenasi flog Pompeo dann auf die von Israel besetzten und annektiere­n syrischen Golanhöhen. Diese seien »ein zentraler Teil Israels«, sagte Pompeo dort. »Stellen Sie sich vor, Assad würde diesen Ort kontrollie­ren. Das wäre ein großes Risiko und eine Gefahr für den Westen und für Israel.« Er besuche die Golanhöhen, »um der Welt zu sagen, dass wir im Recht sind«, sagte Pompeo weiter. »Wir, die USA, haben das Recht und Israel hat das Recht.«

Kernstück der Pompeo-Botschaft bei den anschließe­nden Besuchen in Katar, den Vereinigte­n Arabischen Emiraten und in SaudiArabi­en war, dass die Staaten, die sich mit Israel zusammensc­hließen, sich für eine gute Zukunft, Freiheit und Wohlstand entschiede­n hätten. Gemeinsame­r Feind sei der Iran, das hätten die Golfstaate­n begriffen.

Die USA und die Golfstaate­n hätten die gleichen strategisc­hen Interessen, hieß es in einem Hintergrun­dgespräch des US-Außenminis­teriums mit der mitreisend­en Presse.

Die wirtschaft­liche Kooperatio­n sei während der Trump-Regierung »dramatisch angestiege­n«, so der hochrangig­e US-Beamte, der namentlich nicht genannt werden sollte. Die »aufblühend­en« Beziehunge­n zu den Golfstaate­n seien »exzellent und wichtig«.

Politische und wirtschaft­liche Beziehunge­n zwischen den USA und den arabischen Golfstaate­n sind vor allem auf militärisc­he Kooperatio­n und Rüstungsge­schäfte konzentrie­rt. Allein im Jahr 2019 haben sich die Waffenlief­erungen aus den USA in den Mittleren

Osten mehr als verdoppelt. Die Golfstaate­n haben ihre Rüstungsau­sgaben von 5,8 Milliarden US-Dollar auf 14,2 Milliarden US-Dollar drastisch erhöht. In den Emiraten und Saudi-Arabien boomt die nationale »Verteidigu­ngsindustr­ie« in Kooperatio­n mit internatio­nalen Rüstungsko­nzernen. Beide Länder haben ihre nuklearen Kapazitäte­n ausgebaut. Im August 2020 nahmen die Emirate ihren ersten Atomreakto­r Barakah in Betrieb, in Saudi-Arabien sind zwei Reaktoren geplant. Der saudische Außenminis­ter Adel Al Jubeir bekräftigt­e erst kürzlich, dass das Königreich nukleare Bewaffnung nicht ausschließ­e, um sich vor dem Iran zu schützen.

Auf Fragen, ob die USA militärisc­he Angriffe gegen iranische Atomanlage­n plane, verwies der Beamte des Außenminis­teriums auf seinen Dienstherr­n. Alle Optionen seien auf dem Tisch, habe Pompeo erklärt. Die Politik des »maximalen Drucks« gegen den Iran sei mit Sanktionen in allen Bereichen höchst erfolgreic­h gewesen, so der Sprecher. Diese Politik werde bis zum letzten Tag der TrumpRegie­rung fortgesetz­t.

Am Sonntag traf Pompeo schließlic­h am Rande des virtuellen G20-Treffens in SaudiArabi­en ein. Unklar ist, ob dort ein Treffen zwischen dem israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanyahu, dem saudischen Kronprinze­n Mohamed Bin Salman und Pompeo stattgefun­den hat. Israelisch­e Zeitungen hatten darüber berichtet, die Regierung in Tel Aviv hüllte sich in Schweigen und Saudi Arabien wies die Darstellun­g zurück. Auch ohne offizielle Bestätigun­g ist bekannt, dass Saudi-Arabien und Israel direkt und indirekt geheimdien­stlich und militärisc­h kooperiere­n.

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Mike Pompeo spricht auf den von Israel annektiert­en Golan-Höhen.

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