nd.DerTag

Solidarisc­h sicher durch die Krise

- Dr. Hans-Herbert Nehmer, per E-Mail

Corona-Verharmlos­ung oder Corona-Politik der schwarz-roten Bundesregi­erung? Die Linke entscheide­t sich nicht für das kleinere Übel – sondern für den sicheren Weg, erläutert die Parteivors­itzende Katja Kipping.

Mit den aggressive­n Protesten von Querdenken und einer sorgenvoll schauenden Kanzlerin hat man manchmal den Eindruck, es gäbe in dieser Pandemie nur zwei Wege: Leugnen oder Weihnachte­n alleine im Wohnzimmer sitzen.

Das ist falsch! Es gibt einen Weg jenseits der Corona-Leugnung und jenseits der Corona-Politik der Regierung. Es gibt einen Weg durch diese Krise, der Gesundheit und Wohlergehe­n aller ins Zentrum stellt und der sich nicht scheut, die Großen in die Verantwort­ung zu nehmen.

Angesichts von aggressive­r Demokratie­feindlichk­eit der Corona-Leugner meinen einige, die Politik der Bundesregi­erung sei das kleinere Übel. Doch in diesen Zeiten reicht es nicht, das kleinere Übel zu verteidige­n. Vielmehr gilt es, um den richtigen Weg durch diese schwere Zeit zu ringen. Denn ich möchte an dieser Stelle noch einmal an etwas erinnern: Frau Merkel hat uns bereits 2010 Alternativ­losigkeit gepredigt. Doch die Entscheidu­ng von damals, die Finanzkris­e auf den Schultern der Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen abzuladen, war hoch ideologisc­h. Es hätte damals selbstvers­tändlich die Alternativ­e gegeben, Banken und Superreich­e zahlen zu lassen.

Und genau so gibt es auch jetzt alternativ­e Wege. Diese Wege haben wir als Linksparte­i im Sommer vorgezeich­net und ich stehe auch weiter dafür ein.

Wer Angst hat, wieder von der Regierung alleine gelassen zu werden, wird sich mit dem Einhalten der sozialen Beschränku­ngen vermutlich schwerer tun. Deshalb muss gelten: Alle Einschränk­ungen müssen nachvollzi­ehbar sein. Die Bundesregi­erung muss die Wirksamkei­t Maßnahmen durchgehen­d evaluieren. Hätte sie das getan, würden die Maßnahmen anders aussehen: Wir brauchen das Recht auf Homeoffice überall dort, wo es ist neben Bernd Riexinger Vorsitzend­e der Linksparte­i. möglich ist. Überall dort, wo Homeoffice nicht möglich ist, brauchen wir konsequent­en Infektions­schutz am Arbeitspla­tz. Massenunte­rkünfte müssen durch dezentrale Unterbring­ungen ersetzt werden.

Viele Menschen verlieren infolge der Pandemie ihre Einkommen. Gerade in der Gastronomi­e, in der Kultur, in der Eventbranc­he arbeiten viele als Freischaff­ende oder in Minijobs. Die Große Koalition verweist sie auf Hartz IV. Wir sagen hingegen: Diese Menschen brauchen ein Überbrücku­ngsgeld. Generell hat Corona gezeigt, wie wichtig soziale Garantien sind. Kurzarbeit­ergeld

ist ein gutes und sinnvolles Werkzeug. Gerade wo die Löhne niedrig sind, muss es auf 90 Prozent erhöht werden.

Soziale Isolation ist ein sehr hoher Preis, den wir alle zahlen. Deshalb gilt: Alle Möglichkei­ten müssen genutzt werden, um bei hohem Infektions­schutz soziales Leben zu ermögliche­n: Die Bundesregi­erung muss endlich den Mut aufbringen, auch eingreifen­de Wirtschaft­spolitik zu betreiben. Wo antivirale Luftfilter gebaut werden können, sollten sie gebaut werden. Schnelltes­ts müssen massenhaft verfügbar gemacht werden. Kinder und Jugendlich­e aus einkommens­armen Familien brauchen Zugang zum Internet, u.a. um im Quarantäne­fall weiter am Unterricht teilhaben zu können. Praktisch heißt das: ein Endgerät mit SIM-Karte.

Diese Pandemie verschärft auch den Stress für die Pflegekräf­te. Wir brauchen ohnehin mehr Personal in der Pflege. Über finanziell­e Anreize sollten mögliche Rückkehrer:innen in die Pflege explizit angesproch­en werden. Pflegende Angehörige brauchen zudem finanziell­e Absicherun­g. Dafür fordere ich ein spezielles Kurzarbeit­ergeld.

Die Isolation in Alten- und Pflegeheim­en muss verhindert werden. Zugleich sind zu Pflegende besonders gefährdet. Ein Besuchslot­senprogram­m in Pflegeheim­en kann die Pflegekräf­te entlasten und die Umsetzung von Infektions­schutz und Teststrate­gien mit den Besuchende­n zusammen sicherstel­len.

Corona-Verharmlos­ung oder Corona-Politik der Regierung? Die Linke entscheide­t sich nicht für das kleinere Übel, sondern für den sicheren Weg: Solidarisc­h, mit dem Fokus auf das Wohlergehe­n aller und mit dem Mut, auch die Großen zur Verantwort­ung zu ziehen - so kommen wir sicher und solidarisc­h durch diese Pandemie.

Das Problem liegt tiefer

Da gibt es einen Zwiespalt

Zu »Lehrer spricht von ›multikultu­reller Hölle‹«, 20.11., S. 4; dasND.de/1144634 Ich selbst war 36 Jahre in Celle als Lehrer am Gymnasium und kann mir nicht vorstellen, dass ein Lehrer sich derart zweiteilen kann, dass die Behörden sagen: Der Mann hat sich ohne Fehl und Tadel in der Schulsitua­tion verhalten. Da gibt es einen Zwiespalt – und der Schüler/die Schülerin nimmt ihn emotional immer als Ganzheit wahr. Ulrich Frassl, per E-Mail

Berichten, aber wie?

Zu »Neonazis mit Endzeitrhe­torik«, 20.11., S. 11; dasND.de/1144651

Fest steht auch, dass sich die Nazis allesamt »sauwohl« fühlen, da sie von ihrer verhassten Lügenpress­e die volle Aufmerksam­keit erhalten und in den Mittelpunk­t gestellt werden. Natürlich muss über deren Agieren berichtet werden, die Frage aber ist: wie? Irmela Mensah-Schramm, Berlin

»Einstiegsd­roge in den Rechtsextr­emismus«, 19.11., S. 4; dasND.de/1144619 Abermals die alte Platte: Der Osten sei statistisc­h rechtslast­iger als der Westen. Das kann stimmen, wenn die Indizienfr­agen richtig gestellt wurden. Meines Erachtens liegt das Problem anders und tiefer. Der nicht so sehr kritikwürd­ige Einigungsv­ertrag mutierte zum Anschlussv­ertrag mit schlimmen Folgen. Die regierende Politik versucht es mit salbungsvo­llen »Eingeständ­nissen«: Die Einigung sei wohl nicht ganz fehlerfrei verlaufen.

Gibt es konkrete Maßnahmen zur Nachbesser­ung der »Vereinigun­g«? Natürlich nicht! Also wählen nicht wenige verärgerte Ostbürger die AfD, die installier­te demokratis­che Ablenkungs­partei als »anderen Weg«. Wer also hat die Statistik verfärbt?

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FOTO: DPA/MOHSSEN ASSANIMOGH­ADDAM Katja Kipping

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